Die Planung der eigenen Karriere beginnt in der Regel bereits im Studium, spätestens jedoch, wenn der eigene Abschluss in den Händen gehalten wird. Für die beruflichen Laufbahn jedes Apothekers und Apothekerin stellt sich folglich die Frage, welchen Weg sie einschlagen wollen. Man unterscheidet: Beginnt die Selbstständigkeit mit der Gründung einer eigenen Apotheke oder wird ein bereits praktizierender Apotheker verabschiedet und dessen Apotheke übernommen?
Beide Möglichkeiten haben wir im in diesem Artikel ausführlich unter die Lupe genommen.
Die Apotheken Neugründung
Viele Pharmaziestudierende verfolgen den Traum, eine eigene Apotheke zu gründen. Aber was benötigen angehende Apotheker und Apothekerinnen für diesen Schritt? Welche Genehmigungen müssen eingeholt werden? Mit welchen Kosten muss gerechnet werden? All jene Fragen beantworten wir im folgenden Artikel!
Welche Voraussetzungen müssen bei der Apothekenneugründung zwingend erfüllt sein?
Apotheken sind keineswegs mit klassischen Einzelhandelsgeschäften gleichzusetzen. Der Verkauf von Arzneimitteln setzt ein hohes Verantwortungsbewusstsein voraus und darf ausschließlich von Personen mit absolviertem Staatsexamen oder anerkannten Pharmazeuten und Pharmazeutinnen ausgeführt werden.
Infolgedessen wird für die Gründung einer eigenen Apotheke eine Approbation benötigt, um erfahrene Fachkräfte gewährleisten zu können. Voraussetzung hierfür ist ein abgeschlossenes Pharmaziestudium, wie ein Berufspraktikum von einem Jahr, welches in mindestens zwei verschiedenen Apotheken oder in der pharmazeutischen Forschung ausgeübt werden muss.
Mit dem Erhalt der Approbation wurde der erste wichtige Schritt erfolgreich abgeschlossen. Im weiteren Prozess wird eine Apothekenbetriebserlaubnis benötigt, welche wiederum mehrere Voraussetzungen mit sich bringt: Zum einen muss ein tadellos polizeiliches Führungszeugnis vorliegen und zum anderen müssen die Räumlichkeiten für die zukünftige Apotheke den behördlichen Vorgaben entsprechen. Diese setzen voraus, dass eine Apotheke nicht allein aus einem Verkaufsraum bestehen darf, sondern weitere Abteilungen benötigt. Dazu zählen a) ein gut eingerichtetes Labor, b) ein Warenlager, c) ein Büro, wie auch d) Aufenthaltsbereiche für Angestellte.
Ein weiterer Punkt, der bei der Gründung einer eigenen Apotheke eine wichtige Rolle spielt, ist der Besitz eines Institutionskennzeichens. Dieses wird für die Abrechnung mit den Krankenkassen gebraucht, welche in der Regel die Kosten für verschreibungspflichtige Arzneimittel übernehmen. Beantragt werden kann dieses unkompliziert bei der Sammel- und Vergabestelle.
Bevor es im weiteren Verlauf zur eigentlichen Eröffnung kommen kann, heißt es das eigene Gewerbe anzumelden. Vollzogen wird dies beim örtlichen Gewerbeamt, welches selbst im Anschluss zuständige Institutionen, wie Handelskammer und Finanzamt über die Gründung informiert. Dieses verlangt weitere Informationen in Form eines Fragebogens, welche zur steuerlichen Erfassung benötigt werden. Angaben über angebotene Medikamente, die Rechtsform oder zukünftige Einnahmen werden festgehalten. Abschließend erhält der Gründer eine Steuernummer.
Als letzten Schritt muss die Apotheke bei der verantwortlichen Berufsgenossenschaft registriert werden. Fortan wird diese für die Unfallversicherung der Apotheke sowie ihren Mitarbeitern federführend sein.
Wie findet sich geeignetes Personal?
Mit dem Schlüssel der eigenen Apotheke in der Hand, kann es im Grunde endlich losgehen – fehlen nur noch qualifizierte Mitarbeiter, wie stellvertretende Apotheker und Apothekerinnen, Parmazeutisch-technische Assistentinnen und Assistenten (PTAs) oder Reinigungskräfte.
Über die letzten Jahre hinweg verschlechterte sich das Angebot von Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt zunehmend, wodurch ausreichend Zeit eingeplant werden sollte, um zeitig nach Gründung eröffnen zu können. Besonders ländliche Apotheken haben es schwer. Eine faire Bezahlung, flexible Arbeitszeiten, insbesondere für Angestellte mit einer Familie, Fortbildungsmöglichkeiten und ein angenehmes Arbeitsklima können zum Positiven beitragen.
Hier finden Sie wertvolle Infos und Tipps rund ums Thema Personalsuche und -bindung in der Apotheke: Tipps zur Attraktivitätssteigerung für Apotheker bei Personalmangel bzw. Arbeitsumfeld für Apotheker attraktiver gestalten.
Mit welchen Kosten müssen Neugründer rechnen?
Aus Unternehmenssicht empfiehlt es sich, sich zu Beginn einen groben Kostenüberblick zu verschaffen. Dieser setzt sich bei Apotheken aus folgenden drei Bereichen zusammen.
- Gründungskosten (alle Kosten, die allein für die Gründung anfallen: Investitionen für den Umbau, Kosten für Genehmigungen o.Ä., mögliche Beratungsgebühren, Weiterbildungen, Werbung, Labor, Innenausstattung für die Räumlichkeiten)
- Feste Kosten (Miete, Nebenkosten, Personalkosten, Versicherungen, EDV)
- Variable Kosten (Einkauf von Waren): Hohe Ausgaben entstehen durch die gesetzliche Verpflichtung, Arzneimittel für rund eine Woche im Warenlager bereitzustellen
Welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es für Apotheker bei Neugründung?
Nach grobem Kostenumschlag, muss entschieden werden, über welchen Weg das fehlende Fremdkapitel beschaffen wird. Die meisten Gründer und Gründerinnen greifen auf einen Bankkredit zurück. Ein geeigneter Ansprechpartner ist z.B. die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (apoBank).
Daneben stehen Apotheken auch diverse öffentliche Förderprogramme zur Verfügung, welche bei den ersten Schritten der Selbstständigkeit Hilfe leisten.
Darüber hinaus geben einige Großhändler der Pharmaindustrie Privatkredite für Apothekengründungen. Hierbei sollte jedoch behutsam geprüft werden auf welchen Vertrag sich eingelassen wird, um zukünftig mit keinen persönlichen Einschränkungen rechnen zu müssen.
Übernahme einer Apotheke
Die Anzahl an Apothekerinnen und Apothekern, welche in den Ruhestand gehen, steigt zunehmend. Infolgedessen kann in den kommenden Jahren mit einem großen Überhang an Apotheken, die zum Verkauf bzw. zur Übernahme angeboten werden, gerechnet werden.
Ebenso wie die Neugründung einer Apotheke, bringt auch die Apothekenübernahme vielerlei Herausforderungen, jedoch auch Vorteile mit sich, die wir Ihnen im zweiten Teil dieses Artikels nun genauer erläutern möchten.
Welche Vorteile und Nachteile bringt die Übernahme einer Apotheke mit sich?
Vorteile
- Kundenkreis/ Kundenstamm: Mit der Übernahme einer bestehenden Apotheke, können auch gleichzeitig bereits bestehende Kunden in Empfang genommen werden.
- Personal: Ein eingearbeitetes Team, welches die Kunden und betriebsinterne Prozesse kennt, steht bereits bei der Übernahme zur Verfügung.
- Rezeptverträge: Gegenwärtige Verträge für Rezepte können fortgeführt werden.
- Wirtschaftliches Risiko: Bei erfolgreichen Apotheken kann sich der Übernehmer sicher sein, dass nur ein geringes wirtschaftliches Risiko besteht.
Nachteile
- Eingeschränkte Freiheiten: Veränderungswünschen kann nur begrenzt nachgegangen werden, da der Großteil bereits steht.
- Personal: Wie bei allen Angelegenheiten gibt es auch hier zwei Seiten der Medaille zu betrachten. Denn wenngleich das bestehende Personal vom neuen Inhaber übernommen wird, kann dies im ein oder anderen Fall auch zu Spannungen im Arbeitsklima führen – wenn sich Mitarbeiter bspw. schwer tun, den neuen Vorgesetzten zu akzeptieren oder auf bereits fest verankerte Strukturen und Abläufe beharren, der Übernehmer jedoch neue Pläne hat. Tipp vom Experten: Potenzielle Übernehmener sollten deshalb genug Vorlaufzeit einplanen, um das Personal sowie im Rahmen einer nicht zu knapp bemessenen Einarbeitungszeit die internen Prozesse kennenzulernen.
Was benötigt man für eine Apothekenübernahme und wie funktioniert sie?
Wie auch bei der Neugründung einer Apotheke müssen Übernehmer die notwendigen beruflichen Qualifikationen mitbringen.
Im Anschluss heißt es die passende Apotheke zu finden. Grundsätzlich läuft die Übernahme eines Betriebs überall ähnlich ab. Im Normalfall entscheidet der Vorbesitzer darüber, welche Form der Übernahme gewählt wird. Zum einen gibt es den Kauf der Liegenschaft inklusive Inventar. Hierbei übernimmt der Nachfolger unter anderem auch alle vorhandenen Medikamente. Zum anderen gibt es die Alternative, das Gebäude plus Inventar, jedoch ohne losgelöst vom Warenbestand, zu übernehmen.
Das benötigte Startkapital für eine Apothekenübernahme kann in beiden Fällen ins Schwanken geraten und sollte daher im Vorfeld in Hinblick auf Apotheken, die in der engeren Auswahl stehen, analysiert werden. Eine kritische Auseinandersetzung ist daher unumgänglich und wird des Weiteren auch für die Finanzierung über eine Bank benötigt.
Für ersteres können Apotheker und Apothekerinnen mit mehreren Hunderttausend Euro rechnen.
Weitere Infos zum Kauf einer Apotheke finden Sie hier: Apotheke kaufen/verkaufen: Was ist wichtig? bzw. in unserem Dreiteiler Apothekenkauf und -verkauf: Teil 1; Teil 2; Teil 3
Fazit: Gründung oder Übernahme einer Apotheke
Zusammengefasst ist sowohl die Neugründung einer Apotheke als auch die Apothekenübernahme mit vielen Vor- und Nachteilen verbunden. Für welchen Karriereweg sich angehende Apotheker und Apothekerinnen entscheiden, sollte entsprechend sorgfältig abgewogen werden. Finanziell betrachtet hängen Ausgaben, wie Größe, Ausstattung oder Lage stark von den persönlichen Wünschen ab und können dementsprechend schnell angepasst werden. Insgesamt gibt es feine Unterschiede insbesondere in Hinblick auf die benötigten Kompetenzen.