Kredite, Eigenkapital und Fördermittel: Die richtige Finanzierung für Apotheken
Die Gründung oder Übernahme einer Apotheke stellt für viele Apotheker eine große Herausforderung dar, sowohl aus fachlicher als auch aus finanzieller Sicht. Um eine Apotheke erfolgreich zu gründen oder zu übernehmen, sind umfassende finanzielle Mittel erforderlich. Diese Mittel dienen nicht nur der Deckung der Investitionskosten, sondern auch der Sicherstellung der laufenden Betriebsführung. Glücklicherweise gibt es eine Vielzahl von Finanzierungsmöglichkeiten, die speziell für Apotheker entwickelt wurden. In diesem Artikel werden die verschiedenen Optionen für die Finanzierung einer Apotheke erläutert, wobei besonderes Augenmerk auf Kredite, Eigenkapital, Fördermittel und alternative Finanzierungsformen gelegt wird.
Kredite und Darlehen: Die Grundlage der Finanzierung
Ein klassisches und sehr verbreitetes Instrument der Finanzierung ist der Kredit. Für Apotheker, die eine Apotheke gründen oder übernehmen möchten, sind verschiedene Kreditarten verfügbar, die speziell auf die Bedürfnisse von Existenzgründern und Unternehmen abgestimmt sind. Besonders hervorzuheben sind die Förderkredite der KfW-Bankengruppe, die zu den gängigsten Optionen gehören. Das KfW-StartGeld und der ERP-Kapital für Gründung bieten zinsgünstige Darlehen mit flexiblen Rückzahlungsmodalitäten. Diese Kredite sind besonders für Apothekengründer geeignet, da sie mit besonders niedrigen Zinssätzen und tilgungsfreien Anlaufzeiten aufwarten. Die KfW-Kredite bieten nicht nur günstige Konditionen, sondern auch eine unkomplizierte Beantragung. Apotheker, die auf diese Finanzierung zurückgreifen, können sicherstellen, dass sie mit den benötigten Mitteln ausgestattet sind, um ihre Apotheke zu gründen oder zu erweitern.
Zusätzlich gibt es den Gründerkredit mit Airbag der apo-Bank, der eine weitere interessante Option darstellt. Dieser Kredit schützt Apothekengründer, indem er einen finanziellen Sicherheitspuffer bietet. Sollte innerhalb der ersten drei Jahre nach der Gründung ein Insolvenzverfahren eingeleitet werden müssen, werden keine Forderungen aus dem Darlehen im Insolvenzverfahren geltend gemacht. Dies bietet den Gründern eine gewisse Sicherheit in einer besonders risikoreichen Phase.
Für diejenigen, die bereits eine bestehende Apotheke führen oder mittelfristig größere Investitionen tätigen möchten, ist der Investitionskredit eine gute Wahl. Dieser Kredit wird häufig für den Erwerb von medizinischen Geräten oder für größere Renovierungen der Apotheke genutzt. Investitionskredite bieten meist besonders günstige Zinssätze und ermöglichen eine langfristige Rückzahlung. Apotheker können mit einem Investitionskredit also auch die technische Ausstattung ihrer Apotheke optimieren und sich so besser im Wettbewerb behaupten.
Ein weiterer wichtiger Kredittyp für Apotheken ist der Betriebsmittelkredit, der vor allem für laufende Kosten und kurzfristige Liquiditätsengpässe genutzt werden kann. Dieser Kredittyp ist besonders flexibel und eignet sich gut, um saisonale Schwankungen oder unerwartete Ausgaben zu überbrücken. Apotheker, die ihre Apotheke langfristig stabil führen möchten, können auch auf ein Tilgungsdarlehen zurückgreifen. Bei dieser Art von Darlehen bleibt die monatliche Tilgung konstant, was eine gute Planung der monatlichen Ausgaben ermöglicht.
Eigenkapital: Die Grundlage für Unabhängigkeit
Neben Krediten ist auch das Eigenkapital eine zentrale Quelle der Finanzierung. Wer über eigenes Kapital verfügt, kann dieses direkt in die Apotheke investieren und so die Notwendigkeit für externe Kredite reduzieren. Eigenkapital hat den Vorteil, dass Apotheker nicht auf Darlehen angewiesen sind, was die Zinslast verringert und die Unabhängigkeit erhöht. Besonders wichtig ist Eigenkapital für die Kreditvergabe, da Banken eine höhere Eigenkapitalquote bevorzugen. Wenn Apotheker ihr eigenes Kapital einbringen, erhöhen sie somit ihre Chancen, von Banken auch größere Kredite zu erhalten. Diese Eigenkapitalquote vermittelt den Banken Vertrauen und verringert das Risiko der Finanzierung.
Die Verwendung von Eigenkapital kann jedoch auch Risiken bergen, da das Kapital gebunden wird und nicht flexibel eingesetzt werden kann. Daher ist es ratsam, das Eigenkapital in einem ausgewogenen Verhältnis zu den zu beantragenden Krediten zu halten, um finanzielle Sicherheit und Flexibilität zu gewährleisten.
Fördermittel: Unterstützung durch öffentliche Institutionen
Zusätzlich zu Krediten und Eigenkapital gibt es zahlreiche Fördermittel, die Apothekern bei der Finanzierung ihrer Apotheke helfen können. Diese Mittel werden von verschiedenen Institutionen wie der KfW-Bank, dem Bund oder den Bundesländern bereitgestellt und bieten zinsgünstige Darlehen oder sogar Zuschüsse. Diese Förderprogramme sollen die Existenzgründung und -sicherung kleiner und mittlerer Unternehmen unterstützen.
Ein besonders hilfreiches Programm für Apothekengründer ist das Programm „Förderung unternehmerischen Know-hows“, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie angeboten wird. Dieses Programm stellt finanzielle Mittel für Beratung und Coaching zur Verfügung. Es hilft Apothekern, sich in der Gründungsphase von externen Experten beraten zu lassen und so grundlegende unternehmerische Fähigkeiten zu erwerben. Das Programm ist vor allem für junge Gründer interessant, die noch nicht über umfassende Erfahrung im Geschäftsbereich verfügen.
Ein weiteres Förderprogramm, das besonders in Baden-Württemberg relevant ist, ist der Exi-Gründungsgutschein, der 70 bis 80 Prozent der Kosten für Beratungsdienste übernimmt. Auch in anderen Bundesländern gibt es ähnliche Programme, die Gründern helfen, die finanziellen Belastungen der Beratungskosten zu reduzieren.
Darüber hinaus gibt es auch regionale Fördermittel, die speziell in ländlichen Regionen oder strukturschwachen Gebieten zur Verfügung stehen. Diese Programme fördern die Gründung oder Übernahme einer Apotheke, insbesondere in Regionen, in denen eine ausreichende medizinische Versorgung durch Apotheken noch nicht gewährleistet ist.
Alternative Finanzierungsformen: Leasing und Co.
Neben klassischen Krediten und Fördermitteln gibt es auch alternative Finanzierungsformen, die für Apotheker eine interessante Option darstellen können. Besonders Leasing ist eine beliebte Lösung, wenn es darum geht, teure medizinische Geräte oder Betriebseinrichtungen zu finanzieren. Durch Leasing können Apotheker die Anschaffungskosten für Geräte auf mehrere Jahre verteilen, ohne sofort hohe Summen investieren zu müssen. Ein weiterer Vorteil des Leasings ist, dass die Geräte regelmäßig ersetzt werden können, wodurch die Apotheke immer auf dem neuesten Stand der Technik bleibt.
Ein weiterer alternativer Finanzierungsweg ist das Factoring, bei dem Apotheker offene Forderungen verkaufen, um sofort liquide Mittel zu erhalten. Diese Option kann insbesondere in der Anfangsphase oder bei saisonalen Schwankungen der Liquidität hilfreich sein.
Fazit: Eine sorgfältige Planung ist entscheidend
Die Finanzierung einer Apotheke ist ein komplexer Prozess, der eine gründliche Planung erfordert. Apotheker haben eine Vielzahl von Finanzierungsmöglichkeiten zur Verfügung, darunter Kredite, Eigenkapital, Fördermittel und alternative Finanzierungsformen. Besonders wichtig ist es, die richtige Kombination aus diesen Optionen zu wählen, um die Apotheke erfolgreich zu gründen oder zu übernehmen. Eine umfassende Finanzplanung, die alle Aspekte der Finanzierung berücksichtigt, ist daher unerlässlich, um langfristig erfolgreich zu sein.
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