Impfung zukünftig durch den Apotheker?

Die Impfsaison ist laut dem Robert Koch Institut mittlerweile vorüber. Auch in diesem Winter hatte Deutschland wieder Grippewellen zu beklagen. Die Impfquoten nehmen hier landesweit zu. Aktuelles Thema ist die Impfung gegen Masern, die nun teilweise von einzelnen Schulen gefordert wird, um am Unterricht teilnehmen zu dürfen. Eine grundsätzliche Impflicht gegen Masern steht bereits im Raum. Dabei sind Impfgegner seit vielen Monaten bereits Thema in der deutschen Medienlandschaft, aber glücklicherweise nicht so sehr in der Gesundheitspolitik.

Gesundheitsministerium pro Apotheken-Impfung

Allen voran Gesundheitsminister Spahn äußerte zu einer Erweiterung des Impfprogramms. Ganz besonders plant dieser, Impfungen künftig auch von Apothekern durchführen zu lassen. In Zeiten von Grippewellen könne somit das Wartezimmer in Arztpraxen entlastet werden und das Impfen direkt in der Apotheke stattfinden. Zudem erhofft sich das Gesundheitsministerium eine Steigerung der Impfquote, da Patienten einen leichteren Zugang zur Impfung hätten.

Rechtliche Grundlage

Impfstoffe sind Arzneimittel und dürfen daher nur von Ärzten verordnet werden. Eine gesetzliche Vorschrift, dass die Durchführung einer Impfung nur von einem Arzt ausgeübt werden darf, gibt es nicht. Dies darf auch von Arzthelferinnen und –helfern, und Pflegekräften durchgeführt werden, vorausgesetzt es liegt eine entsprechende Ausbildung zugrunde. Der Arzt ist dennoch verpflichtet, zu prüfen ob das Personal eine Impfung korrekt verabreichen kann.

Was halten die Ärzte von der Impfung in der Apotheke?

Während beispielsweise die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) die Pläne Spahns befürwortet, ist der Tenor auf Seiten der Ärzte eindeutig gegen dieses Vorhaben. Die Gründe für diese Abneigung lassen sich klar zusammenfassen:

  1. Zwar sind beispielsweise Grippeimpfungen in der Regel gut verträglich, sollten aber Nebenwirkungen wie allergische Reaktionen auftreten, muss ein Arzt in der Nähe sein, um die Gesundheit des Patienten zu schützen und im Ernstfall umgehend bestmögliche Hilfe zu gewährleisten.
  2. Darüberhinaus ist Impfen nicht nur das setzen einer Nadel, sondern besteht aus weiteren ärztlichen Leistungen, wie der Impfanamnese, dem Ausschluss akuter Krankheiten sowie der aufklärenden Beratung des Impfpatienten durch den Arzt.
  3. Das Argument Spahns, die Wartezeiten in den Praxen zu verkürzen, entkräftet beispielsweise die Landesärztekammer Baden-Württemberg und führt dies vielmehr zurück auf Lieferengpässe der Impfstoffe.

 

Wie sieht die Zukunft des Impfens aus?

In Länder wie der Schweiz, Großbritannien oder Kanada dürfen Apotheker bereits Grippeimpfungen durchführen, was auch zu einem Anstieg der Impfquote geführt hat. In Deutschland wird dies vermutlich noch etwas Warten müssen, wenn es überhaupt durchgesetzt werden kann. Eines muss demnach auf jeden Fall gegeben sein und das ist die Gesundheit des Patienten. Ärztliche Schulungen und medizinische Aus- und Weiterbildungen des Apothekenpersonals sind daher absolut grundlegend. Dazu darf die Qualität der Impfung nicht sinken, die unter anderem auch durch entsprechende ärztliche Räumlichkeiten gewährleistet wird.

Eine Umfrage von APOSCOPE brachte nun kürzlich zum Vorschein, dass angestellte Apotheker und Filialleiter einer Apotheker eher gegen das Impfen der Apotheke sind. Demnach sprachen sich 34% eher gegen das Impfangebot aus, 25% wollen dies sogar auf keinen Fall.

In welche Richtung es gehen wird oder soll, sind sich alle Parteien noch nicht gänzlich im Klaren. Ein Modelprogramm in verschieden Regionen um fünf Jahre soll aktuell in Planung sein, in dem das Impfen in der Apotheke sozusagen einer Test-Phase unterzogen werden soll.

Aktuelle Entwicklungen in Sachen Impfen in der Apotheke

Wie bereits erwähnt steht nun schon geraumer Zeit die Debatte im Raum, ob und wer künftig in Apotheken geimpfed werden darf und soll. In jüngster Vergangenheit geriet vor allem die Masernschutzimpfung in den Fokus der Öffentlichkeit. Vor diesem Hintergrung nahm die allgemeine Frage nach Impfungen in der Apotheke neue Fahrt auf - und das auch im Bundestag.

In einem Pilotprojekt sollen künftig auch Grippe-Impfungen in ausgewählten Apotheken angeboten werden. Sollte das Projekt erfolgreich sein, müssten gesetzliche Rahmenbedigungen geschaffen werden, sodass es Apothekern flächendeckend rechtlich erlaubt ist, Patienten in der Offizin zu impfen. Das wäre also nur der Anfang einer noch viel größeren Diskussion über weitere potentielle Dienstelsitungen und extra Services in Apotheken. Spahn unterbreitete diesen Vorschlag wie es scheint auch deshalb, weil er sich dem Versandhandelsverbot nicht beugen will.

Massiver Eingriff in das Gesundheitssystem

Gleichzeitig sollte auch in Betracht gezogen werden, dass impfen in der Apotheke immer mit Schulungen von Mitarbeitern, einer Anpassung der Berufsordnung sowie einer zusätzlichen Bereitstellung von Räumlichkeiten verbunden ist. All diese Voraussetzungen die zwangsläufig geschaffen werden müssen stellen in jedem Fall einen massiven Eingriff in das bestehende Gesundheitssystem dar.

Doch das wohl größte Problem besteht im Umgang mit Komplikationen unmittelbar bei oder nach der Impfung in der Offizin. Was passiert also konkret, wenn ein Patient außergewöhnlich auf den jeweiligen Impfstoff reagiert und dringend ein Arzt zu Rate gezogen werden sollte? Denn auch wenn Pharmazeuten in gewisser Weise auch Mediziner sind, so ersetzen sie keinen Arzt.

Blick ins Ausland: In Frankreich dürfen Apotheker seit dem 1. Oktober offiziell auch Grippe-Impfungen anbieten

Nach dem 2016 gestarteten Pilotprojekt, dessen Ziel es war, die Impfrate von anfägnlich 46% auf 75% zu steigern, ist es nun offiziell: In Frankreich dürfen sich Patienten seit Oktober 2019 in Apotheken gegen Grippe impfen lassen. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass Apotheker eine entsprechende Fortbildung durchlaufen  und von der zuständigen Kammer autorisiert werden müssen. Gleichzeitig sind die französischen Apotheken, die Impfungen anbieten möchten dazu verpflichtet, einen separaten Beratungsraum anzubieten. Diese Regelungen klingen sehr ähnlich wie die für Deutschland geplanten.

Die französische Regierung setzte dies auch deshalb um, da das Pilotprojekt bewies, dass Impfen in der Apotheke für viele Patienten bequemer und vor allem weniger zeitintensiv als in herkömmlichen Arztpraxen ist. Denn die Zahlen der geimpften Personen stieg an: Während des Pilotprojekts nahmen Apotheker mehr als 900.000 Grippe-Impfungen vor.

Die Kosten für das Impfen in der Apotheke übernimmt in Frankreich fortan die gesetzliche Krankenversicherung. Das Honorar beträgt dabei identisch wie für den Arzt 6€/ Impfung.

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