Wussten Sie schon, dass Griechenland die höchste Apothekendichte in Europa aufweist? Unglaublich, aber wahr! Auf 100.000 Einwohner kommen dort ganze 88 Apotheken. Im Gegensatz dazu steht Dänemark mit nur neun Apotheken pro 100.000 Einwohner auf dem letzten Platz im Ländervergleich der Europäischen Union. Deutschland liegt mit 23 Apotheken im unteren Drittel des europäischen Vergleichs. Interessant ist dabei, dass der EU-Durchschnitt bei 32 Apotheken pro 100.000 Einwohner liegt, was zeigt, dass die Apothekendichte in Europa stark variiert.

Apothekendichte in Europa

Deutschland hat im europäischen Vergleich eine relativ niedrige Apothekendichte. Mit 22 Apotheken pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner befindet es sich im unteren Drittel der Rangliste. Im Durchschnitt verfügen die 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union über eine höhere Apothekendichte von 32 Apotheken pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner.     

Apotheken je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner

  1. Griechenland 97
  2. Zypern 63
  3. Litauen 47
  4. Spanien 47
  5. Malta 46
  6. Bulgarien 45
  7. Lettland 43
  8. Belgien 41
  9. Rumänien 40
  10. Irland 38
  11. Estland 36
  12. Polen 35
  13. Italien 33
  14. EU Durchschnitt 32
  15. Frankreich 32
  16. Slowakei 31
  17. Portugal 28
  18. Kroatien 27
  19. Ungarn 24
  20. Tschechische Republik 22
  21. Deutschland 22
  22. Slowenien 16
  23. Österreich 16
  24. Luxemburg 16
  25. Finnland 15
  26. Schweden 14
  27. Niederlande 11
  28. Dänemark 9

Apothekendichte in Deutschland

Die Anzahl der Apotheken in Deutschland ist dabei im ersten Halbjahr 2022 weiter gesunken, womit sich der Trend der letzten Jahre weiter fortgesetzt hat. Laut Daten der ABDA, gab es Ende Juni 2022 bundesweit nur noch 18.256 Apotheken - 205 weniger als Ende des Vorjahres. Dabei standen 235 Schließungen lediglich 30 Neueröffnungen gegenüber. Der Rückgang im ersten Halbjahr 2022 war damit größer als im ersten Halbjahr 2021, in dem unter dem Strich ein Minus von 162 Apotheken stand.
Generell sinkt die Apothekenzahl immer weiter und immer neue Tiefstände werden erreicht. Viele Apotheken schließen, nur wenige machen neu auf. Das macht auch vielen Patientinnen und Patienten Angst. Laut Experten solle sich die Bundesregierung somit auch Sorgen um die Zukunft der wohnortnahen Arzneimittelversorgung machen. Apotheken haben dabei mit der Inflation, steigenden Personalkosten und großen Nachwuchssorgen zu kämpfen.

Die Apothekerkammer Niedersachsen wies z.B. darauf hin, dass Deutschland bei der Apothekendichte im europäischen Vergleich im unteren Drittel liege. Als weitere Gründe  für die vielen Schließungen führte die Kammer eine veränderte Gesundheitsversorgung an. So seien gerade Fachärzte heute häufig in den Innenstädten zu finden und nicht mehr am Stadtrand oder auf den Dörfern. Apotheken außerhalb der Zentren erzielten aber rund 80 Prozent ihrer Einnahmen mit rezeptpflichtigen Medikamenten. Neben der Zahl der zu versorgenden Einwohner und einer verkehrsgünstigen Lage sei daher auch die Anzahl der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte vor Ort wirtschaftlich wichtig.

Es gibt auch Regionen wie beispielsweise Niedersachsen, in denen über den Zeitraum eines halben Jahres keine einzige Apotheke neu eröffnet wurde - während gleichzeitig 32 Apotheken geschlossen wurden. Derartige Zahlen sprechen für sich. Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) teilte mit, dass die Zahl der Apotheken in Deutschland 2022 vergangenen Jahr um 393 auf ca 18.068 Betriebsstätten zurückgegangen sei. Besonders dramatisch ist, dass erstmals nicht nur die Zahl der selbstständigen Apotheker, sondern auch die Zahl der betriebenen Filialen zurückgegangen ist. Hier ist ein Rückgang um 30 Filialen zu verzeichnen. Die Zahl der selbstständigen Apotheker sank demnach um 363.Trotz des rückläufigen Trends ist zu erwähnen, dass sich die Umsätze der Apotheken gut entwickelt haben. Die Umsätze entwickelten sich zwischen 2008 bis Mitte 2021 im Schnitt um +75 Prozent auf gut drei Millionen Euro pro Filiale. 
Apothekenschließungen sind alles in Allem oft ein schmerzlicher Verlust für viele Patientinnen und Patienten, für die der Weg zur nächsten Apotheke als Konsequenz, gerade auf dem Land, oft deutlich länger wird. 

Fremd- und Mehrbesitz sowie Niederlassungsbeschränkungen

Neben den Zahlen für die Apothekendichte allein sollte aber auch die tatsächliche geografische Verteilung ebenfalls berücksichtigt werden. Daher gibt es in Europa gesetzliche Bestimmungen für die Errichtung neuer Apotheken, um den Wettbewerb untereinander in Grenzen zu halten und den Apotheken eine ausreichende Einkommensgrundlage zu bieten. 

Hierbei spielen demografische und geografische Kriterien eine wichtige Rolle, wie beispielsweise eine Mindestanzahl von Personen, die von der Apotheke versorgt werden müssen, oder ein Mindestabstand zu bestehenden Apotheken.
Zusätzlich spielen Regeln zum Fremd- und Mehrbesitz eine Rolle für die regionale Verteilung von Apotheken. In 19 europäischen Ländern ist irgendeine Form von Mehrbesitz zulässig, einschließlich Filialen, und in 10 Ländern ist auch vertikale Integration erlaubt. In 13 Ländern dürfen nur Apotheker Eigentümer einer Apotheke sein, während in 12 Ländern der Besitz völlig liberalisiert ist.
Einige Länder haben einen hohen Regulierungsgrad wie Finnland, Frankreich, Österreich und Spanien. Diese Länder verfügen über Niederlassungsbeschränkungen und verbieten den Fremdbesitz. Spanien verlangt beispielsweise einen Mindestabstand von 250 Metern bis zur nächsten Apotheke und ein Minimum von 2800 Einwohnern. In Belgien gibt es ähnliche Einschränkungen mit einem Mindestbedarf von 2000 zu versorgenden Personen in kleinen Gemeinden und mindestens 3000 in größeren.

Im Gegensatz dazu gelten England, Irland und die Niederlande als stark liberalisierte Länder, die diesbezüglich bereits seit Jahrzehnten sehr offen sind. In Deutschland hat das Bundesverfassungsgericht die Niederlassungsfreiheit für Apotheker im "Apotheken-Urteil" von 1958 festgeschrieben, was bedeutet, dass Apotheken grundsätzlich frei von Niederlassungsbeschränkungen sind. Allerdings müssen Fremdbesitz-Apotheken in der Regel von Apothekern verwaltet werden.

Norwegen und Schweden sind abschreckende Beispiele für Prozesse, die sich nach einer Privatisierung und Liberalisierung abspielen können. Bei diesen beiden Ländern war die Folge der Deregulierung ab 2009 eine rasche horizontale und vertikale Integration. In Norwegen hatten sich beispielsweise drei Ketten, alle jeweils mit Großhandelsunternehmen zusammengetan. Als Folge hatten diese dann im Jahr 2014 durch Zukäufe und Neugründungen 80 Prozent des norwegischen Apothekenmarktes auf sich vereinigt.

2009 wurde das 40-jährige Staatsmonopol für Apotheken in Schweden ebenfalls abgeschafft, und es fand eine umfassende Privatisierung statt. Die Hälfte der schwedischen Apotheken wurde über Versteigerungen an vier Bieter vergeben, darunter ein Pharmaunternehmen und drei Finanzinvestoren. Um eine monopolistische Situation wie in Norwegen zu vermeiden, wurden Verkäufe und Übernahmen der Apotheken für eine bestimmte Zeit untersagt. Nach Ablauf dieser Frist wurde der Konzentrationsprozess jedoch fortgesetzt. Auch eine größere Zahl von Neugründungen konnte dabei nicht verhindern, dass sich die Abgabestellen heutzutage vorwiegend in städtischen Gebieten befinden, die schon vorher gut versorgt waren, während die ländlichen Regionen mehr oder weniger leer ausgingen. Diese Beispiele zeigen, dass ähnliche Entwicklungen auch bei einer Deregulierung in Deutschland zu erwarten wären.

Auswirkungen auf die Performance der Apotheken

Die Auswirkungen von Regulierung oder Deregulierung auf die Performance von Apotheken sind umstritten. Während eine Studie der EU-Kommission aus dem Jahr 2007 zu dem Ergebnis kam, dass geringere Regulierung bessere Ergebnisse liefert, stellt eine kritische Analyse der Studie fest, dass sie lediglich Hinweise auf negative Effekte einer Kombination vielfältiger Regulierungsmaßnahmen liefert. Eine weitere Studie im Auftrag des Dänischen Apothekenverbandes aus dem Jahr 2012 kommt sogar zu dem Schluss, dass die Erwartungen an die Deregulierung im Apothekensektor häufig nicht erfüllt werden und die ungleiche Verteilung der Apotheken inklusive der "Klusterbildung" an lukrativen Standorten in den Städten und der Dominanz "fremder" Kapitalgeber und Kettenbetreiber wie Großhändler eher noch zu einem Verlust von Abgabestellen in ländlichen Regionen und einer Beeinträchtigung der Qualität der Versorgung führen könne. Es ist also ein komplexes Thema, bei dem es keine einfachen Lösungen gibt.

Fazit

Der europäische Ländervergleich der Apothekendichte zeigt, dass Deutschland in der Apothekendichte mit 22 Apotheken pro 100.000 Einwohner im unteren Drittel liegt, wobei sich der Trend der Apothekenschließungen in Deutschland weiter fortgesetzt, während die Umsätze der verbleibenden Apotheken gestiegen sind. Die Schließungen haben Auswirkungen auf die wohnortnahe Arzneimittelversorgung und betreffen insbesondere ländliche Regionen. Daher sollte die Zukunft der wohnortnahen Arzneimittelversorgung ein relevantes Thema für die Bundesregierung sein, da Apotheken eine wichtige Rolle in der Gesundheitsversorgung eines jeden Bürgers spielen.

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