Home Office und Apotheke scheint auf den ersten Blick nicht zusammenzupassen, schließlich können Rezepturen nicht in der heimischen Küche gerührt werden und Kunden lassen sich dort ebenfalls schwer bedienen. Dieser erste Blick trügt jedoch, denn auch für die Apotheke gibt es vielfältige Möglichkeiten in Bezug auf Home Office.

Möglichkeiten für Apotheken-Homeoffice

Im Oktober 2019 wurden unter anderem die Anforderungen an den Botendienst aus der Apotheke gelockert. Seitdem ist es ausdrücklich zulässig, dass die Beratung, welche für die Auslieferung der Arzneimittel notwendig ist, auch im Rahmen der Telekommunikation erfolgen darf. Diese Regelung ermöglicht die sogenannte Telepharmazie, die Beratung von Patienten über das Internet. Telepharmazie ist grundsätzlich von überall aus möglich, auch aus dem Home Office. Die Änderung bezog sich zwar nur auf die Betreuung von Patienten im Rahmen des Botendienstes, es haben sich jedoch bereits weitere Einsatzbereiche der pharmazeutischen Fernberatung etabliert. Möglich macht dies auch der flächendeckende Ausbau der Telematikinfrastruktur. Dank diesem wird eine schnelle digitale Datenübertragung innerhalb des Gesundheitswesens sichergestellt.
Neben der Beratung können auch organisatorisch-bürokratische Pflichten ins Homeoffice verlagert werden, die dort problemlos am Schreibtisch erledigt werden können. Dazu gehören unter anderem folgende Aufgaben:

  • Einsatz- und Urlaubsplanung
  • Bearbeitung von Retaxationen
  • Beschreibung und Fortschreibung von Qualitätsmanagement-Prozessen
  • Vorbereitung von Aktionen und Angeboten
  • Pflege des Onlineshops (Texte, Preisbildung etc.)
  • Zählen, Abheften und Dokumentieren von Gutscheinen und Bonuspunktekarten
  • Erstellen von Kopiervorlagen und Formularen, die die Arbeit in der Apotheke erleichtern, zum Beispiel Kostenvoranschläge und die Genehmigung von Hilfsmitteln
  • Bestellung von Büromaterial
  • Teilnahme an Online-Schulungen

Telepharmazie – was steckt dahinter?

Die Telepharmazie ermöglicht es Apothekern ihre Patienten flexibel und ortsungebunden über das Internet zu beraten. Mit Hilfe von Videoanwendungen wird eine digitale Face-to-Face Situation zwischen dem Apotheker und dem Patienten hergestellt. Telepharmazie ist mittlerweile eine apothekenübliche Dienstleistung. Sie ist nicht nur in Krisenzeiten wie der Corona-Pandemie sondern allgemein besonders für Risikopatienten, Senioren und Menschen mit körperlicher Einschränkung sehr hilfreich. Die persönliche Beratung zählt immer noch zu den Kernaufgaben in der Apotheke. Mit der telepharmazeutischen Beratung hat sich ein weiterer Kommunikationskanal zwischen Kunden und Apotheker geöffnet.

 

Einsatzgebiete der Telepharmazie

Die videogestützte Beratung kann beispielsweise in folgenden Fällen in Anspruch genommen werden:

  • Vermeidung von Anwendungsfehlern (Handhabung von Insulinpens oder Asthmasprays, Öffnen von kindergesicherten Verschlüssen, richtiges Auffüllen von Trockensäften etc.)
  • Elektronische Medikationsanalyse mit Erfassung der Wechselwirkungen sowie das Medikationsmanagement
  • Selbstmedikationsberatung, Inkontinenzberatung, Beratung zur Anwendung von Hilfsmitteln (z.B. Verbände, spezielle Pflaster), Beratung zu Nahrungsergänzungsmitteln, Kosmetik oder Pflegeprodukte

Plattformen für die Online-Beratung

Es gibt viele Anbieter, die eine Video-Kommunikationen ermöglichen. Beliebt sind beispielsweise Zoom, Skype, Webex oder auch Apple Facetime. Allerdings weisen diese bekannten Plattformen einige Sicherheits- und Datenschutzlücken auf. Wenn Apotheker ihre Patienten online beraten werden sensible Gesundheitsdaten ausgetauscht, die höchste Datenschutzpriorität haben. In der Apotheke sollte daher unbedingt ein Service genutzt werden, welcher die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) berücksichtigt.

Voraussetzungen, Regeln und Herausforderungen im Homeoffice

Für die Arbeit aus dem Home Office ist immer das Einverständnis des Mitarbeiters notwendig. Dieses kann bereits im Arbeitsvertrag oder aber erst später in einer gesonderten Vereinbarung eingeholt werden. Wenn sich ein Apotheker die Möglichkeit nicht schon vorbehalten hat, kann er Mitarbeiter also nicht ohne weiteres ins Home Office schicken. Außerdem sind weitere Regeln zu beachten.

Arbeitszeiten

Genau wie in der Apotheke gibt es auch beim Home Office Regeln für die Arbeitszeit. Bezüglich der Dauer sowie der Pausen gelten gesetzliche Vorschriften sowie die Vereinbarungen, die im Arbeitsvertrag getroffen wurden.

Arbeitsschutz

Auch bezüglich des Arbeitsschutzes gelten dieselben Anforderungen, die auch bei der Arbeit in der Apotheke gelten. Kommt es zu einem Arbeitsunfall, tritt die gesetzliche Unfallversicherung ein. Allerdings ist im Home Office eine Abgrenzung zwischen dienstlicher und privater Tätigkeit oftmals nicht ganz einfach. Für das Vorliegen eines Arbeitsunfalls ist es im Home Office daher beispielsweise entscheidend, ob ein Unfall auf dem Weg zum Kaffeekochen (privat) oder zum Drucker (dienstlich) passiert.

IT-Sicherheitsmaßnahmen

Apothekendaten müssen auch im Home Office durch entsprechende IT-Sicherheitsmaßnahmen geschützt werden. Als Orientierung gibt es eine Checkliste vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik. Sie hilft dabei die IT-Sicherheits-Schutzziele – Verfügbarkeit, Vertraulichkeit und Integrität wirksam umzusetzen. Die Checkliste ist unter folgendem Link zu finden:

https://www.bsi.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/BSI/Cyber-Sicherheit/Themen/checkliste-home-office_mitarbeiter.html

Sinnvoll ist in jedem Fall eine klare technische Trennung von privater und beruflicher Nutzung am Arbeitsplatz. Andernfalls können Sicherheitsprobleme, die durch die private Nutzung hervorgerufen werden, die Sicherheit der Apotheke tangieren. Eine solche Trennung kann beispielsweise über eine verschlüsselte Verbindung (VPN-Tunnel) realisiert werden.

Fazit

Home Office ist durchaus eine Möglichkeit für Apotheken und ihrer Mitarbeite, auch über die Corona Pandemie hinaus. Gerade organisatorische Tätigkeiten können problemlos vom Arbeitsplatz Zuhause erledigt werden. Die Telepharmazie ermöglicht zudem die ortsungebundene Beratung von Patienten über das Internet. Ortsungebunden impliziert, dass die Beratung auch aus dem Home Office stattfinden kann. Dennoch kann die Arbeit in der Apotheke nicht gänzlich nach Hause verlagert werden. Das Home Office sollte vielmehr als Ergänzung betrachtet werden und kann zudem ein attraktives Angebot sein, um neue Mitarbeiter anzuwerben.

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