Das E-Rezept, welches das klassische Papier-Rezept ablösen soll, ist bereits in weiten Teilen des Süddeutschlands angekommen. Im Norden finden aktuell noch Testläufe mit dem Übungs-E-Rezept statt. Durch das E-Rezept können Kunden ihre Rezepte online einlösen und sich so den Weg in die Apotheke sparen. Das E-Rezept bietet somit eine vereinfachte digitale Kommunikation zwischen Arzt, Apotheke, Krankenkasse und Patient. In unserem heutigen Fachartikel haben wir ein spannendes Interview mit einem Apotheker über das E-Rezept geführt.

Welche Vorteile bietet das E-Rezept und wie funktioniert es?

Apotheker: Bei dem E-Rezept steht klar der Kunde im Fokus. So ist es ihm möglich, zu jeder Uhrzeit den QR-Code auf dem E-Rezept in der App einzuscannen, in die Apotheke zu senden und den Abholstatus des Medikaments einzusehen. Vor allem ältere Patienten nutzen sehr stark unsere App, da sie sehr intuitiv und einfach zu bedienen ist.

Was heißt es für mich als Apotheke, wenn ich unterschiedliche Kanäle habe?

Apotheker: In der Bestell-App, die ich nutze, sind es verschiedene Icons, aber es ist derselbe Weg. Arbeitsplätze müssen angepasst werden, sodass alles vernünftig bearbeitet werden kann. Da man im Back Office nur wenig Platz hat, müssen Prozesse optimiert werden. Das bedeutet, dass man mehr Back Office Fläche braucht.

Wie wird der Arbeitsplatz in der Apotheke künftig aussehen? Wird es eine digitale Beratung geben?

Apotheker: Leistungsstarke Rechner sind für die Telepharmazie wichtig. Die Arbeitsplatzdichte muss erhöht werden, damit schneller gearbeitet werden kann. Zuvor gab es zu wenige Back Office Arbeitsplätze. Das haben wir geändert und die Arbeitsplätze mit Hardware ausgestattet. Zudem ist der Kommissionierer nicht mehr wegzudenken. Dadurch haben wir mehr Kapazitäten und können mehr Personal für andere Dinge einsetzen – wie beispielsweise Patienten beraten.

Was passiert mit den herkömmlichen Rezepten?

Apotheker: Das Trägermedium Papier wird es wohl noch eine Zeit lang geben, aber der Anteil wird immer geringer. Wenn jemand bspw. das Handy nicht dabei hat, ist es wichtig, dass dann auch in Papierform ein Rezept ausgestellt werden kann. Es war auch wichtig, dass sich am Rezept scannen nichts ändert – der Prozess existiert bereits lange und er funktioniert auch gut.

Wie läuft der Vorgang an der Kasse ab?

1. QR-Codes des Rezepts an der Kasse einscannen

2. E-Rezept ist im System

3. Daten werden ausgelesen und Vorgang kann bearbeitet werden

4. Auslagerung an den Kommissionierer

Wie steht es um die Lieferfähigkeit?

Apotheker: Wir haben die Verfügbarkeit gepusht, weil wir marketingtechnisch damit werben. Wir möchten den Patienten optimal versorgen. Durch die Zusammenarbeit mit Rx 4.0 haben wir eine 95 % Lieferfähigkeit.

Wie kommt dabei künstliche Intelligenz zum Einsatz?

Apotheker: Die Optimierung durch künstliche Intelligenz kommt nicht nur im Bereich der Kommissionierung, sondern auch beim Retournieren und Auslisten zum Einsatz. So ist es uns möglich, die Verfügbarkeit dahin zu bringen, wo wir sie brauchen.

In Deutschland ist der Versandhandel von rezeptfreien (OTC) als auch rezeptpflichtigen (Rx) Arzneimitteln legal und erlaubt. Was passiert mit Patienten, die nicht kommen können oder wollen?

Apotheker: In diesem Fall ist der Pick-up Terminal ein bedeutendes Stichwort. Wir haben einen Bauantrag laufen. Ich bin damit 24/7 super erreichbar und eben hier ist die Schnittstelle ROWA und Pharmatechnik optimal. Vergleichbare Systeme haben da die Klappenlösung. Die Bestellung direkt per Botendienst an den Patienten auszuliefern, ist deutlich langsamer.

Wie sieht es im OTC Bereich, also bei den rezeptfreien Medikamenten, mit dem Pricing aus? Zumal die Preise für OTC-Arzneimittel sind in Deutschland frei kalkulierbar sind.

Apotheker: Ich als Ärztehausapotheke muss den OTC Kampf nicht eingehen. Wir können genau kategorisieren, in welchem Segment wir liegen möchten. Und mit den elektronischen Preisetiketten können wir sehr gut Happy Hour Aktionen fahren, ganz automatisiert und einfach ohne großen Aufwand. Preise können dynamisch angepasst werden, ebenso wie die Preisstrategie.

Wie erfolgt der Umgang mit Coupons vom Großhandel?

Apotheker: Flyer und Einlagen der gängigen Zeitschriften werden in Apotheken gerne eingelöst. Da musste man schon immer aufpassen, dass die Belege stimmen. Mit der neuen Software ist das auch kein Problem mehr. Mit dem VK 4.0 haben wir eine Übersicht über alle Präparate, selbst wenn wir davon noch nie gehört haben und können durch das externe Couponing die Codes dann einlösen.

Wie schaffen wir es, Anwender zu erreichen?

Apotheker: Problem in meinem Team war eher, dass ich sehr intensiv im Thema E-Rezept drin war, schon lange bevor es den Führerschein gab. Ich habe dann versucht, die Vorbehalte zu mindern und zu erklären, worum es geht, worin die Vorteile liegen und eben Stück für Stück mit der App und den bereitgestellten Modulen meine Mitarbeiter geschult. So hatten dann alle ein gemeinsames Niveau.

Wie erfolgt die Abrechnung des E-Rezepts?

Apotheker: Sobald das E-Rezept in der Warenwirtschaft ankommt, wird es an das Rechenzentrum übermittelt. Damit hat man mehr Sicherheit und man kann ggf. Rezepte frühzeitiger ausbezahlen lassen.

Retaxierung - Gab es welche?

Apotheker: Nein. Es macht schon einiges sicherer! Wenn das E-Rezept die Form nicht erfüllt, verlässt es die Arztpraxis erst gar nicht. Sobald es die Praxis verlässt und in der Apotheke ankommt, ist es formfehlerfrei.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit der Ärzteschaft im Bereich E-Rezept?

Apotheker: Es gibt einen Ärztestammtisch, aber die Ärzte sind nicht ganz so enthusiastisch wie wir. Beim Thema Heimversorgung ist es vor allem sinnvoll mit dem E-Rezept. Ich erwarte eine Professionalisierung und erhoffe, dass die Ärzte bald den Mehrwert erkennen. Die Kommunikation zwischen Arzt und Apotheker ist hier wichtig! Apotheker müssen den Ärzten Sicherheit geben, dass E-Rezepte vor Ort genauso eingelöst werden können, wie Papierrezepte.

Ein KIM-Dienst ist ein E-Mail-Provider, der innerhalb der Telematikinfrastruktur den verschlüsselten Versand von Nachrichten ermöglicht. Welche Rolle spielt die KIM (Kommunikation im Medizinwesen) bei E-Rezept?

Apotheker: Ab September ist das E-Rezept bundesweit verpflichtend. Ab da wird die KIM die Abläufe zwischen allen Beteiligten unterstützen, sodass die Übermittlung der Patientenunterlagen auf elektronischem Weg möglich ist und Nachrichten als auch Dokumente sicher ausgetauscht werden können.

Wie werben Sie bei Ihrer Kundschaft in Sachen E-Rezept?

Apotheker: Wir hatten schon immer die Botschaft „Nutzt unsere App“, bevor das E-Rezept da war. Diesen Ablauf der Werbung haben wir erweitert und jetzt sprechen wir nicht mehr nur über die App, sondern auch über das E-Rezept. Wir sind schon lange digital und das E-Rezept ist hiervon nur ein weiterer Baustein.

Welche Botschaft als Apotheker möchten Sie an Ihre Kollegen richten?

Apotheker: Wir müssen mal eine breite Brust beweisen. Die Apothekerschaft kann viel leisten, das haben wir in der Pandemie bewiesen. Und das müssen wir jetzt auch im Bereich E-Rezept machen – vor allem gegenüber Patienten. Genauso für pharmazeutische Dienstleistungen. Wir als Apotheker müssen transportieren, dass wir Fachleute sind und das möglichst digital.

Steuerberatung für Apotheker

Folgende Leistungen bieten wir Ihnen dazu an: