Was kommt auf Apotheker konkret zu?
Um dieser Frage auf den Grund zu gehen haben wir verschiedene Zukunftsszenarien entwickelt. Was würde bspw. auf die deutsche Apothekenbranche zukommen, wenn wie in den Niederlanden Medikamente auch in Supermärkten/ Drogerien verkauft werden dürften? (Szenario 1) Oder wie in Großbritannien die Erlaubnis eine Kette zu führen, bestehen würde? (Szenario 2) Und was wäre zum Beispiel, wenn das Fremdbesitzverbot in Deutschland aufgehoben werden würde? (Szenario 3)
Das Fremd- und Mehrbesitzverbot
In Deutschland ist es rechtlich so geregelt, dass der Betreiber einer Apotheke ausschließlich ein Apotheker sein darf. Dies liegt dem Prinzip zugrunde, die Bevölkerung ordnungsgemäß und unabhängig mit Arzneimitteln zu versorgen. Dieses sog. Fremdbesitzverbot verhindert so auch den Missbrauch der Arzneimittelversorgung zur Gewinnmaximierung durch Dritte wie in etwa Kapitalgesellschaften. Das Mehrbesitzverbot schreibt dagegen vor, dass ein Apotheker nicht mehr als eine Hauptapotheke und 3 Filialapotheken besitzen darf. Laut des Europäischen Gerichtshofs sind diese beiden Verbote ein wichtiges Instrument des Verbraucherschutzes.
Zukunftsszenarien der Apothekenbranche
Szenario 1:
Dürften rezeptfreie Medikamente wie Iberogast, Aspirin oder Sinupret auch in Drogerien wie dm oder Supermärkten verkauft werden, so hätte dies womöglich einen Einbruch des Umsatzes der Apotheken zur Folge. Auf lange Sicht würde das vermutlich auch dazu führen, dass einige Apotheken schließen müssten/ auf alternative Formen umsteigen müssten, um am Markt weiterhin bestehen zu können. Denn auch wenn rezeptpflichtige Arzneimittel weiterhin nur in Apotheken verkauft werden dürften, würde das sicherlich mit einem Rückgang zahlreicher Betriebe einhergehen. Gleichzeitig würden Apotheken weniger Personal benötigen. Eine mögliche Folge: eine Reihe an arbeitslosen Pharmazeuten.
Szenario 2:
Bestehe fortan die Möglichkeit, mehr als 4 Apotheken oder gar eine Kette zu führen, so würde das womöglich zur Folge haben, dass entweder zahlreiche neue Apotheken aus dem Boden schießen würde, oder dass genau das Gegenteil passieren und Apotheker eher dazu tendieren würden, bereits bestehende Apotheken aufzukaufen und diese als neue Filiale zu ihrer bestehenden Apotheke zu etablieren. Kleine Einzelapotheken hätten dann fortan kaum noch die Chance, am Markt zu bestehen.
Szenario 3:
Würde in Deutschland das Fremdbesitzverbot aufgehoben, so dürften auch Nicht-Apotheker und Kapitalgesellschaften Apotheken besitzen. Die Folgen wären massiv: neben einem rapiden Anstieg an Marktteilnehmern wäre ein fairer Wettbewerb kaum mehr möglich. Den Verbrauchern wäre nicht mehr gewährleistet, optimal und richtig mit Arzneimitteln versorgt zu werden. Der Betrieb von Apotheken durch Nicht-Fachleute und der damit verbundene Vertrieb von Medikamenten – insbesondere von rezeptpflichtigen, würde sich so auch negativ auf die komplette Gesundheitsbranche und somit auch die Pharmaindustrie auswirken.
Vision 2030: Etablierung einer zentralisierten Gesundheitsversorgung
Dem Gesundheitsökonomen Prof. Dr. Boris Augurzky zufolge wird sich das deutsche Gesundheitssystem bis zum Jahre 2030 radikal verändern. Seine Lösung für die Zukunft beinhaltet die Etablierung einer zentralisierten Gesundheitsversorgung nach Vorbild Dänemarks. Das heißt, klassische Krankenhäuser, Arztpraxen und Apotheken würden in der Form in der sie heute existieren verschwinden und durch ganzheitliche, integrierte Gesundheitszentren ersetzt oder in Form eines „Gesundheitscampus“ organisiert. Vorteile hätte dies allemal! Denn so wäre eine enge Kooperation mit dem Krankenhaus, Ärzten und Sanitätshäusern, die sich allesamt im Zentrum oder auf dem Campus befinden, gewährleistet.
Augurzky schlägt außerdem vor, Apotheken zusätzliche Aufgaben zu übertragen. So in etwa primärärtzliche Leistungen wie Routine- und Vorsorgeuntersuchungen, Impfberatungen sowie Impfungen, Kontrollen für die Nachbetreuung etc. In diesem Fall müssten zusätzlich 1-2 Behandlungsräume bereitgestellt werden sowie ein kleines Labor.
Komfort-Apotheke: Eine andere potentielle Lösung?
Augurzky stellt zudem eine weitere Perspektive für die Zukunft vor: Die Umwandlung herkömmlicher Apotheken zu sog. Komfort-Apotheken. Diese stellen eine Form moderner Dienstleistung dar. Dabei handelt es sich zunächst um sog. Shop-in-Shop Apotheken in denen neben Arzneimitteln bspw. auch Postshops vertreten sind oder Gesundheitsbücher und herkömmliche Kosmetik verkauft wird. So könnte für Kunden ein zusätzlicher Mehrwert geschaffen werden. Die Komfort-Apotheke wäre dann ähnlich organisiert wie ein Drogeriemarkt. Um dies jedoch umsetzen zu können bedarf es einer Anpassung der momentan geltenden Vorschriften.
Tipp des Experten: ganz gleich welches dieser Szenarien eintreffen sollte, der erste Schritt in die richtige Richtung stellen Kooperationen zwischen Apothekern, zwischen Apothekern und dem Großhandel sowie Pharmaunternehmen dar.
Demografischer Wandel: Welche direkten Folgen hat das für die Apotheken?
Der demografische Wandel und die zunehmende Alterung der Bevölkerung schlägt sich in vielerlei Branchen nieder. Für das Apothekenwesen kommt es jedoch besonders dicke. Die steigende Anzahl an alten und pflegebedürftigen Menschen geht einher mit einem Fachkräftemangel. In den nächsten Jahren werden laut einer Studie des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) auch immer mehr Apotheker das Rentenalter erreichen. Sich durch Nachfolge finanziell für den Ruhestand abzusichern wird immer schwieriger – insbesondere für kleine Apotheken in ländlichen Regionen oder Peripherie-Gebieten. Aber auch Apotheken in städtischen Gebieten haben zu kämpfen, in vielerlei Fällen lohnt es sich kaum noch Einzelapotheken zu übernehmen. Dies ist einer der Gründe sich schon rechtzeitig vorzubereiten und sich an die künftigen Marktbedigungen bzw. –anforderungen anzupassen. Durch geeignete Strategien lässt sich so gewährleisten, weiterhin am Markt bestehen zu können. Was können Apotheker also konkret tun? Neben dem Ausbau der digitalen Infrastruktur können weitere Beratungsoptionen angeboten werden so in etwa über das Telefon oder per Videochat. Auch über Maßnahmen zur Stärkung der Kundenbindung bspw. durch personalisierte E-Mails oder Newsletter kann nachgedacht werden. Gleichzeitig sollte die primäre Zielgruppe – also die Bevölkerung im Rentenalter – aktiv in Marketingstrategien eingebunden werden. Senioren schätzen nämlich nach wie vor persönliche Beratung vor Ort durch qualifizierte Pharmazeuten.
- Immer mehr ältere Menschen
Genereller Bedarf an Apotheken/Apothekern steigt + Bedarf an Beratung - Fortschreiten der Digitalisierung
Anforderungen an Apotheken ändern sich: Innovationsdruck, Anpassung an den Markt durch zunehmende Technologisierung erforderlich - Zahlreiche Apotheker erreichen das Rentenalter, kaum/ nur wenig Nachwuchs
Fachkräftemangel, kein Nachwuchs
Was tun?
Ausrichtung der Apotheke an künftige Gegebenheiten anpassen, Zielgruppe aktiver in Kampagnen einbauen und vor allem Nachwuchs fördern!
Sie spüren bereits die Veränderungen in Ihrer Apotheke?
Wir beraten Sie gern!