Online Apotheke: Was ist das eigentlich?
Mit dem Fortschreiten der Digitalisierung wurden viele Bereiche des öffentlichen Lebens zunehmend technologisiert. Auch was die Apothekenbranche betrifft, hat sich in den letzten Jahren Einiges getan, so in etwa die Etablierung diverser Online- und Versandapotheken. Denn seit der Gesundheitsreform im Jahr 2004 ist es offiziell erlaubt, auch rezeptpflichtige Arzneimittel über das Internet zu vertreiben. Online- oder auch Versandapotheken sind zunächst einmal Apotheken, die nicht wie die herkömmliche Apotheke eine öffentliche Geschäftsstelle haben. Das heißt, Kunden können ihre Medikamente nicht direkt in einer Filiale erwerben, sondern tätigen über das Internet eine Bestellung wie in etwa es bei Amazon oder EBay der Fall ist. Der Betrieb einer Onlineapotheke kann demzufolge Vor- und Nachteile mit sich bringen, je nach Zielgruppe und Kundenstamm variieren die Präfenzen, online Einkäufe zu tätigen oder nicht.
Herkömmliche Apotheke vs. Online Apotheke
Vor-Ort Apotheke
schnelle Versorgung im Notfall (auch rund um die Uhr) | Preise für Arznei meist höher als in der Online Apotheke |
individuelle Beratung durch den Apotheker | fehlende Anonymität/ Diskretion |
Online Apotheke
Preise geringer als in herkömml. Apotheken | fehlende Beratung von Angesicht zu Angesicht |
Produktauswahl sehr umfangreich | Gefahr, bei unseriösem Anbieter zu bestellen |
der Kunde kann anonym und diskret bestellen | Lieferzeit für rezeptpflichtige Medikamente recht lange |
standortunabhängig |
Welche Versandapotheken gibt es?
Derzeit gibt es in ganz Deutschland rund 22.000 öffentliche Apotheken, hinzu kommen 2.200 Versandapotheken. Damit der Verbraucher nicht den Überblick verliert und womöglich in die Falle einer Betrüger-Apotheke tappt, führt das Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) ein Register aller zugelassenen Versandapotheken. Die wohl größte Versandapotheke Europas ist die Doc-Morris Apotheke aus den Niederlanden, die sogar mit Franchise Filialen in Deutschland vertreten ist. Daneben gibt es unter anderem in Deutschland die shop-Apotheke, den apo-discounter, Sanicare und medpex. Je nach Anbieter variieren die Versandkosten zwischen 3 und 7€ - ab einem gewissen Mindestbestellwert liefern jedoch alle versandkostenfrei.
Welche Medikamente werden am häufigsten über das Internet gekauft?
Der Umfrage von Boniversum zufolge, haben rund 73% der Verbraucher im Jahr 2017 rezeptfreie Arzneimittel über das Internet bestellt. Dagegen wurden nur 27% an rezeptpflichtigen Medikamenten über eine Versandapotheke gekauft. Die den umsatzstärksten Medikamenten gehören Schmerzmittel wie Paracetamol, Aspirin und Dolormin. Auch Nasenspray und Schmerzgele gehören zu den beliebtesten Produkten. Dadurch dass die Versandapotheke maximale Diskretion und Anonymität bietet, wurden auch zahlreiche Schwangerschaftstest, Gleitmittel, Kondome und Viagra über das Internet bestellt.
Eine Online Apotheke gründen: Wie wird man Versandapotheker?
Durch die zunehmende Technologisierung und die wachsende Beliebtheit von Internetkäufen, fürchten einige Apotheker um ihre Existenz. Viele entscheiden sich deshalb dazu, neben ihrer herkömmlichen Apotheke zusätzlich eine Versandapotheke einzurichten. Hat man nun alle Vor- und Nachteile sowie die persönlichen Präferenzen abgewogen und entscheidet sich für die Gründung einer Versandapotheke, so müssen folgende Dinge beachtet werden: Erste Voraussetzung ist es, dass der künftige Versandapotheker eine approbierter Apotheker sein muss. Zweitens muss der Apotheker bereits Inhaber einer öffentlichen Präsenzapotheke sein, denn nur dann wird eine Versanderlaubnis genehmigt. Das heißt also, Krankenhausapotheken dürfen keine Arzneimittel versenden. Es ist gesetzlich so geregelt, dass die Medikamente nicht ausgelagert aufbewahrt werden dürfen, denn die Räumlichkeiten, die den Versandhandel betreffen müssen zum Apothekenbetriebsraum gehören. Der Gesetzgeber schreibt diesbezüglich vor, eben jene Räumlichkeiten müssen sich in ‚angemessener Nähe’ zur Filiale befinden – was das genau heißt, wird nicht näher erläutert. Gleichzeitig muss eine Versandapotheke (genau wie eine herkömmliche) ein Vollsortiment anbieten. Eine weitere Voraussetzung für die Gründung einer Online Apotheke ist die Erfüllung der Qualitätssicherung-Anforderungen. Denn jedes Medikament muss so verpackt, transportiert sowie ausgeliefert werden, dass sowohl seine Qualität als auch seine Wirksamkeit erhalten bleibt. Hierzu gehört auch die zeitnahe Zustellung an ausschließlich diejenige Person, die das Medikament direkt über den Online Versandhandel bestellt hat. Um das zu gewährleisten, muss der Apotheker ein sog. Sendungsverfolgungssystem einrichten, denn so wird die Lieferkette transparent gehalten. Auch ist es Pflicht, die Lieferung zu versichern.
Sollten Nebenwirkungen auftreten, muss der Versandapotheker zudem darauf hinweisen, einen Arzt zu konsultieren. Auch was die Online Beratung betrifft, gibt es bestimme Vorgaben. So muss die Beratung bspw. in deutscher Sprache erfolgen. Die Einrichtung eines sog. Meldesystems ist zwar nicht obligatorisch, jedoch durchaus sinnvoll, denn über einen Nachrichten-Bereich auf der Webseite, ein Forum oder einen Newsletter können sich Kunden austauschen oder ‚direkt’ an den Versandapotheker werden.
Arzneimittel dürfen bspw. dann nicht versendet werden, wenn für die Anwendung einen gewissen Informations- und Beratungsbedarf (den in der Regel nur die herkömmliche Apotheke erfüllen kann) besteht. Weiterhin dürfen Arzneimittel, die die Wirkstoffe Lenalidomid, Pomalidomid oder Thalidomid (allesamt zur Behandlung von unheilbaren Krebserkrankungen) nicht online versendet werden.
Wie erhält ein Apotheker Versanderlaubnis?
Bevor es nun zu einer Gründung kommen kann, muss der Apotheker zunächst ein formloses Anschreiben verfassen und an die zuständige Landesapothekenkammer senden. Die meisten Behörden, wie auch diejenige in Baden-Württemberg liefern auf deren Homepage bereits ein vorgefertigtes Formular.
Kosten für die Gründung einer Versandapotheke
Genau wie die Gründung einer herkömmlichen Apotheke, ist der Aufbau einer Online Apotheke mit gewissen Kosten verbunden. Der Apotheker muss sich bspw. um zusätzliche Räumlichkeiten, eine geeignete Software für den Versand sowie um den Versand an sich kümmern. Sog. Apotheken-Shopsysteme dienen dazu, die herkömmliche Apotheke durch eine Online Apotheke zu ergänzen. Anbieter wie silvercart oder savit bieten diesbezüglich verschiedene Programme an. Beide bieten zudem die Möglichkeit, auch eine App zu gestalten, die Bestellvorgänge für die Endverbraucher erleichtern soll und Informationen zum Bestellstatus/ zur Lieferung liefern kann. Die Preise rangieren bei savit bspw. zwischen 400€ und 800€ (monatlich), zzgl. Einmalgebühren zwischen 3.200€ und 6.500€.
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