Dass Ärzte und Apotheker heutzutage vielerorts zusammen arbeiten, um für Patienten das Maximum an Mehrwert zu verschaffen, ist kein Geheimnis. Eine Möglichkeit der interdisziplinären Zusammenarbeit, die auch Patienten einen großen Mehrwert verschafft, ist das sog. Medikationsmanagement. Denn vor allem chronisch kranke und multimorbide Patienten, die gleichzeitig verschiedene Medikamente einnehmen müssen, können mittels guten Medikationsmanagements durch den Apotheker eine große Erleichterung erfahren. Denn es bietet Apothekern die Möglichkeit, verstärkt patientenorientiert zu arbeiten, um so die optimale Medikation zu finden. Wir haben Ihnen in diesem Artikel alles Wichtige zum Thema Medikationsmanagement und Medikationscheck zusammengefasst.

Medikationsmanagement: Was ist das eigentlich?

Zentrale Bestandteile des Medikationsmanagements sind zunächst einmal die Medikationsanalyse und der Medikationsplan. Es handelt sich also in erster Linie um eine Dienstleistung, also einen zusätzlichen Service, den Apotheker in ihrer Offizin anbieten können. Ziel ist es, eine möglichst hohe Arzneimittelsicherheit für den jeweiligen Patienten zu gewährleisten.

Konkret heißt das, dass der Apotheker die jeweilige Arzneimitteltherapie eines Patienten überprüft und gegebenenfalls Vorschläge zur Optimierung macht. Diese Vorschläge kann er sowohl unmittelbar an den Patienten, an den behandelnden Arzt oder sonstigen den Patienten behandelnden Heilberufler vorbringen. Basis derartiger Vorschläge sind wiederholte Analysen der Gesamtmedikation des jeweiligen Patienten, auch immer im Hinblick auf Wechselwirkungen der einzelnen Arzneimittel oder die Einführung verbesserter Medikamente.

Wichtig ist beim Medikationsmanagement, dass das Wohl des Patienten stets im Mittelpunkt steht! Aus diesem Grund ist die Patientennähe auch essentiell.

Die Grundlage einer jeden Medikationsanalyse: Fachkenntnisse in klinischer Pharmazie, Pharmakotherapie und Arzneimittelsicherheit

Um Patienten einen wirklichen Mehrwert zu verschaffen und sich auch vor den jeweiligen behandelnden Ärzten mit den individuellen Empfehlungen nicht zu blamieren, sollte jeder Apotheker mehr als nur Halbwissen in Sachen klinischer Pharmazie aufweisen. Denn auch wenn langjährige Erfahrung in der Offizin gut und wichtig ist, so ersetzt sie dennoch keine solide klinische Ausbildung. Insbesondere bei Patienten die eine Reihe an Antidepressiva verschrieben bekommen, ist profunde Kenntnis der Wirkstoffe äußerst wichtig.

Warum Medikationsmanagement so wichtig ist

Ein Faktor, der der Arzneimitteltherapiesicherheit der Patienten maßgeblich Probleme bereitet, ist die Tatsache, dass Patienten heutzutage ihre Arzneimittel an vielerlei verschiedenen Orten beziehen. Arzneimittel werden oftmals nicht mehr nur bei einer Apotheke gekauft, sondern oftmals auch im Internet erworben. Dies hat zur Folge, dass keine vollumfassende Medikationsübersicht vorliegt und Patienten somit nicht wissen (können) in welchem Umfang Medikament 1 und Medikament 2 interagieren und ob Medikament 3 gar die Wirkungsweise der beiden Medikamente 1 und 2 gänzlich außer Kraft setzt oder schlimmer: Vergiftungen auftreten könnten. Denn auch wenn es im Internet mehrere Plattformen gibt, die einen Wechselwirkungscheck anbieten, so ersetzen diese noch lange keine ausführliche Medikationsanalyse durch einen Pharmazeuten. Das ist einer der Gründe, weshalb Medikationsmanagement so wichtig ist.

Arten des Medikationsmanagements

1. Einfaches Medikationsmanagement: Apothekendaten werden zu Rate gezogen

2. Erweitertes Medikationsmanagement: Apothekendaten sowie Patienteninformationen werden zu Rate gezogen

3. Klinisches Medikationsmanagement: Apothekendaten, Patienteninformationen sowie Arztdaten werden zu Rate gezogen

Die Einteilung findet demzufolge danach statt, wie viel Zugang der Apotheker zu den relevanten Daten der Arzneimitteltherapie hat. Der limitierte Informationsfluss liegt vor allem den rechtlichen Grundlagen zugrunde. Denn offiziell dürfen Ärzte und Apotheker sich nicht absprechen - dies wiederspräche nämlich dem Prinzip der freien Apotheken- und Ärztewahl. Das macht es Apothekern natürlich oftmals schwer, ein Medikationsmanagement für ihre Patienten zu erstellen.

Nichtsdestotrotz ist auch ein einfaches Medikationsmanagement ein Schritt in die richtige Richtung und kann dabei helfen, gewissen Patienten eine bessere Arzneimitteltherapie zu empfehlen. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn ein Stammkunde (der bereits jahrelang immer wieder Rezepte bei derselben Apotheke x eingereicht hat) beim Apotheker ein Medikationsmanagement in Auftrag geben möchte.

Das erweiterte Medikationsmanagement: Wie eine ausführliche Analyse des Medikationsplans wesentlich zur Arzneimitteltherapiesicherheit beträgt

Die zweite Art des Medikationsmanagements, die wie bereits erwähnt Patienteninformationen in den Prozess miteinbezieht, sieht vor, dass für den Wirkstoff separat eine mehrstufige Überprüfung vorgenommen wird. Jeder Wirkstoff wird demzufolge auf die folgenden Faktoren hin individuell überprüft:

  • Reichweite: Die Kontrolle der Reichweite gibt vor allem Aufschluss über die Adhärenz, d.h. das Ausmaß, in dem die Einnahme des Patienten von Medikamenten mit den Empfehlungen des behandelnden Arztes übereinstimmt. Gute Adhärenz liegt bspw. dann vor, wenn ein Patient den vereinbarten Behandlungsplan seines Arztes genauestens befolgt - also alle Medikamente genau in der Dosierung und Regelmäßigkeit anwendet, wie empfohlen.
  • Dosierungsprobleme: Wäre es sinnvoller & für den Patienten somit besser, eine andere Dosierung der Arzneimittel zu verschreiben?
  • Einnahmezeitpunkt: Wurde der Zeitpunkt der Einnahme richtig gewählt oder gibt es möglichweise eine bessere Alternative? Werden bei der Einnahme der Arzneimittel auch die Essenabstände berücksichtigt?
  • Liegen echte/ therapeutische Doppelverordnungen* vor?
  • Ist der jeweilige Patient hinreichend über potentielle Nebenwirkungen informiert und weiß er im Zweifelsfall, wie er darauf zu reagieren hat?
  • Klagt der Patient derzeit über Nebenwirkungen?
  • Interagieren die verschriebenen Wirkstoffe miteinander? Kommt es zu Wechselwirkungen und wenn ja, zu welchen? Liegen Interaktionen mit gewissen Nahrungsmitteln (wie in etwa insbesondere Alkohol oder Milchprodukten) vor?
  • Hat der Patient Probleme bei der Handhabung der Medikamente?

Das erweiterte Medikationsmanagement erfordert auf Seiten des Apothekers also offensichtlich ein tieferes Verständnis für die Arzneimitteltherapie.

*Doppelverordnungen: Eine Doppelverordnung oder Doppelmedikation liegt dann vor, wenn der behandelnde Arzt ausversehen zwei Medikamente mit ein und demselben Wirkstoff verschreibt. Doppelmedikationen sind deshalb äußerst unerwünscht, da sie potentiell gefährlich sind, da sie durch die entstandene Überdosierung zu unerwünschten Nebenwirkungen und gar Vergiftungen führen können.

Was kostet das Medikationsmanagement durch den Apotheker?

Je nach Art des Medikationsmanagements, das in Anspruch genommen wird, variiert der zeitliche Aufwand und dementsprechend natürlich auch der Preis für die Medikationsanalyse. In der Regel erfordert bereits das erweiterte Medikationsmanagement mehrere Stunden Recherche und Befund - im Vergleich also deutlich mehr als das einfache Medikationsmanagement. Realistisch sind grundsätzlich Beträge zwischen 20€ und 30€, wobei das klinische Medikationsmanagement durchaus auch Beträge bis zu 70€ oder 80€ kosten darf. Vergessen werden sollte auch nicht, dass stets patientenorientiert gearbeitet werden sollte! So sollte nicht primär der Profit im Fokus des Apothekers stehen. Nichtsdestotrotz ist es wichtig, dass sich Apotheker im Vorhinein genau überlegen, welcher Aufwand für sie persönlich wie vergütet werden sollte - denn von Ausbeute kann und darf auch nicht die Rede sein!

Auch Versandapotheken können Medikationspläne anbieten

Betreibt ein Apotheker eine Versandapotheke, kann er, sofern ein Patient eine Reihe an Medikamenten bei ihm erwirbt, ebenfalls mit einem Medikationsplan bzw. einer Medikationsanalyse versorgen. Manche Versandapotheken bieten in diesem Rahmen bereits Apps an, um die Gesamtübersicht der Medikation auch online und jederzeit abrufen zu können. So ist ein wichtiger Schritt für die Sicherheit der Patienten in Sachen Arzneimitteltherapie getan.

Praxistipps für Apotheker in Sachen Medikationsmanagement und Medikationsanalyse

Praxistipp 1: Werden Sie von einem Patienten mit einem erweiterten Medikationsmanagement beauftragt, bitten Sie ihn darum, seine Medikamente (Packungen und Blister) mitzubringen. So können Sie noch besser einschätzen, in wie fern gute (oder schlechte) Adhärenz vorliegt.

Praxistipp 2: Gehen Sie strukturiert vor und tragen Sie jeden Wirkstoff separat in eine Tabelle ein. Andernfalls kann es schnell passieren, dass Sie den Überblick verlieren - und das nicht nur sehr zum Nachteil des Patienten.

Praxistipp 3: Vereinbaren Sie mit Ihrem Patienten einen Termin und nutzen Sie für das Beratungsgespräch einen gesonderten Raum. Derartige Beratungen in Sachen Medikation sollten Sie besser nicht in aller Öffentlichkeit in der Offizin am Tresen in Angriff nehmen.

Praxistipp 4: Sie sollten sich in jedem Fall VOR dem Fachgespräch mit Ihrem Patienten über Kosten und Umfang des Medikationsmanagements/ der Medikationsanalyse unterhalten und eine Vereinbarung treffen. So kann vermieden werden, dass Sie am Ende ein anderes Ergebnis liefern, als das, was der Patient eigentlich erwartet hatte.

Apotheken-Software für das Medikationsmanagement

Möchten Apotheker für ihre Patienten künftig Medikationsmanagement in ihrer Apotheke anbieten, so können sie dies auch mithilfe einer speziellen Software tun. Diese hilft dann dabei, differenzierte Analysen der einzelne Medikamente und Inhaltsstoffe vorzunehmen. Eine der führenden Softwares für Medikationsmanagement bietet IXOS. Durch nutzfreundlichen Oberflächen und eine übersichtliche Darstellung können Apotheker mit diesem Programm wesentlich zur Arzneimitteltherapiesicherheit ihrer Patienten beitragen. Auch CGM Lauer bietet eine derartige Software an. Mit WINAPOux und MediPlanOnline können hier Patienten Details zur Medikation und Einnahme der verschiedenen Arzneimittel einsehen.

Sie möchten auch in Ihrer Apotheke Medikationsmanagement anbieten?

Wir beraten Sie gern!

Mehr erfahren zum Thema Digitalisierung

Folgende Leistungen bieten wir Ihnen dazu an: