Apothekenmarkt in den USA : amerikanisches Recht auf Deutschland übertragbar?

Es ist kein Geheimnis, dass rezeptfreie Arzneimittel in den USA in Supermärkten wie bspw. Target zu kaufen sind. Beratende Gespräche mit pharmazeutischen Mitarbeitern oder gar Apothekern ist dort im Vergleich zu Deutschland eher eine Seltenheit. Über Wechselwirkungen oder Unverträglichkeiten wird man also nur auf Nachfrage aufgeklärt. Rezeptfreie Medikamentenpackungen sehen dabei auch anders aus als in Deutschland, denn Tabletten befinden sich meist in Glas- oder Plastikfläschchen mit Drehverschlüssen. Rezeptpflichtige Medikamente dürfen jedoch wie auch in Europa nur vom Apothekenpersonal ausgegeben werden. Für die Ausgabe dieser Arznei gibt es spezielle Counter in den Supermärkten an denen pharmazeutische Mitarbeiter tätig sind. Zudem werden in den USA individuelle Arzneimittelmengen ausgegeben, es gibt also nicht wie in Deutschland eine bestimmte Verordnung der Packungsgröße. Dies liegt am amerikanischen System der Krankenkassen: diese wollen nicht unmittelbar für die volle Medikamentenmenge aufkommen. Medikamente werden also in kleinere Mengen unterteilt und dann durch sog. refills, also Nachbestellungen ergänzt.

Zu beachten ist auch, dass gewisse Arzneimittel die in Deutschland nicht als „freiverkäuflich“ gelten, in den USA ohne Rezept erworben werden können. Dazu gehört zum Beispiel das Antiallergikum Fexofenadin. Auch Kombipräparate für Kinder (die es teilweise in Deutschland überhaupt nicht gibt) sind in Supermarktketten oder Drugstores zu kaufen. So zum Beispiel das kuriose Kombipräparat aus Dextrometorphan und Guaifenesin das also gleichzeitig Hustenstiller und Hustenlöser ist. Fragwürdig ist auch, ob es tatsächlich sinnvoll und zumutbar ist, dass bspw. Ibuprofen Packungen in hoher Dosierung frei zu kaufen sind.

Fazit: Die Amerikaner haben eindeutig eine andere Beziehung zu Arzneimitteln.

Das amerikanische Arzneimittelrecht

In Amerika werden alle Angelegenheiten die Essen, Arzneimittel, Kosmetika sowie medizinische Hilfsmittel von der sog. Food and Drug Administration (FDA) verwaltet. Die FDA ist dabei dem Gesundheitsministerium unterstellt. Das amerikanische Recht baut wie auch Deutschland auf ein 2-Klassen-System hinsichtlich der Vertreibung von Medikamenten: Frei verkäufliche Medikamente stehen rezeptpflichtigen Medikamenten gegenüber. Das Besondere ist nun, dass sowohl Arzneimittel der 1. also auch der 2. Klasse in Drugstores und Supermärkten verkauft werden dürfen. Das garantiert den Patienten eigenen Angaben zufolge ständigen Zugang sowie akzeptable Preise. Dies ist bereits seit Anfang der 1900er Jahre durch den Food and Drugs Act festgelegt.

Besonderheiten des amerikanischen Apothekenmarkts

Die Szenarien und Folgen bei einer Übertragung auf den deutschen Apothekenmarkt:

Jegliche Medikamente können im Supermarkt gekauft werden

Folgen für die Apotheker

  • Worst-case: schrittweiser Rückgang der Apotheken (Convenience Faktor, Kundenbindung spielen erneut eine Rolle)
  • Arzneimittelpreise könnten sinken (Discount-Medikamente wären die Folge); evtl. würden ‚Markenmedikamente‘ weniger verkauft
  • Auf lange Sicht: Anzahl an Apothekern, Azubis etc. würde sinken?
  • Komplette Marktlandschaft würde sich verändern

Keine Beratung durch Fachpersonal (nur auf explizite Anfrage)

Folgen für die Apotheker

  • Fachpersonal nur noch für rezeptpflichtige Medikamente zwingend notwendig
  • Arbeitslosigkeit?

Medikamente sind generell stärker von Marketing- und sonstigen Werbemaßnahmen abhängig.

Für den Endverbraucher

  • Missbrauch?
  • Fehlgebrauch?

Individuelle Arzneimittelmengen

Folgen für die Apotheker

  • Mehr Aufwand
  • Evtl. mehr Personal nötig
  • Geeignete Räumlichkeiten, Behältnisse…

Für den Endverbraucher

  • Nachteil ist eindeutig der wiederholte Gang zum Supermarkt, um die sog. refills zu bekommen

Sonderfall Arzneimittelvertrieb über Amazon

Der Versandkonzern Amazon stieg 2018 nun ebenfalls in das Pharmageschäft ein. Durch die Übernahme der amerikanischen Versandapotheke PillPack will Amazon nun also auch mit Arzneimitteln handeln. Die Besonderheit dieser Online-Apotheke ist dabei, dass die Zielgruppe hauptsächlich chronisch kranke Menschen sind und Arzneimittelpackungen der jeweiligen Dosis entsprechend versendet werden. Dabei prüft ein ausgebildeter Apotheker den gesamten Prozess. PillPack bietet den Patienten somit den Service, individuell maßgeschneiderte Arzneimittelpackungen mit Angaben zur Einnahme etc. zu liefern – das schätzen vor allem ältere Menschen. Auf lange Sicht plant Amazon augenscheinlich zudem mithilfe des 2016 übernommenen Whole Foods eine eigene Apothekenkette aufzubauen.

Vertrieb von Arzneimitteln über Amazon in Deutschland

Amazon hat durch seine Kooperation mit der Münchner „Bienen-Apotheke“ bereits seit 2017 auch einen Fuß in der Tür der Apothekenbranche in Deutschland. Amazon Prime Kunden können frei zugängliche Arzneimittel sowie andere Apothekenprodukte online über Amazon erwerben und innerhalb einer Stunde zu sich nach Hause liefern lassen. Ausgeliefert wird die Bestellung zwar von Amazon, der Lieferant ist und bleibt jedoch die „Bienen-Apotheke“. Für den Geschäftsführer ist Amazon der ideale Lieferant, da der Versandriese einen zuverlässigen Lieferdienst hat – ein Punkt, an dem viele Apotheker mit Online-Apotheke scheitern. Dies alles ist nur deshalb möglich, weil das deutsche Apothekenrecht zwar Amazon verbietet, selbst Medikamente anzubieten, doch nicht dass Läden ihre Produkte über Amazon vertreiben.

Sonderfall Arzneimittelvertrieb über Amazon

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