Viele Versandapotheken locken im Internet mit günstigeren Preisen als in den Vor-Ort-Apotheken. Die Anzahl an Akteuren am Arzneimittelmarkt im Internet nimmt stetig zu, auch die Relevanz von Amazon und digitalen Bestellplattformen der Vor-Ort-Apotheken wächst. Worin liegen die Qualitätsunterschiede zwischen Online-Apotheken und Vor-Ort-Apotheken? Welche wirtschaftlichen Möglichkeiten eröffnen sich für Apotheken durch die Ausrichtung auf den Online-Versand? Neben diesen Fragen klärt dieser Artikel auch, anhand welcher Kriterien die Versandapotheken bewertet werden und in welchen Bereichen Verbesserungsbedarf besteht. Sollten Sie als Apotheker einen Onlineshop für Ihre Apotheke in Betracht ziehen, haben Sie durch diesen Artikel einen Überblick über die zu beachtenden Qualitätskriterien einer Online-Apotheke!

Was gilt für Online-Apotheken?

Online-Apotheken oder auch Versandapotheken sind Apotheken, die online im Browser oder über die mobile Website auf dem Smartphone den Versand von Medikamenten anbieten. Sie dürfen den Versandhandel nur als Ergänzung zu einem niedergelassenen Apothekenbetrieb anbieten. Zudem müssen die Vorgaben aus dem Apothekengesetz erfüllt sein und es muss eine Erlaubnis zum Versand von Arzneimitteln bestehen. 

Weitere Regeln sind zu beachten, wenn die Versandapotheke ihren Sitz im Ausland hat. Auch Internetapotheken aus anderen Staaten der Europäischen Union dürfen ihre Medikamente nach Deutschland verkaufen, jedoch nur, wenn in dem Land ähnliche strenge Auflagen für den Vertrieb gelten wie in Deutschland. Momentan gilt das für Apotheken aus den Niederlanden, Schweden (nur verschreibungspflichtige Medikamente) und Tschechien (nur nicht verschreibungspflichtige Medikamente). In der Regel wird über Paketdienste geliefert. Bei rezeptpflichtigen Medikamenten gilt, dass das Originalrezept per Post an die Adresse der Versandapotheke geschickt werden muss. Erst dann dürfen die Medikamente verschickt werden. Mit Einführung des elektronischen Rezepts soll dieser Prozess erleichtert werden. Die Bestellung bei Online-Anbietern wird dadurch einfacher und der Vorteil von Vor-Ort-Apotheken sinkt. 

Rezeptfreie Medikamente unterliegen keiner Preisbindung, daher können Versandapotheken Rabatte anbieten, was die Onlinebestellung noch attraktiver macht. Diese Rabatte gibt es jedoch meist nur, wenn größere Mengen bestellt werden. Bei verschreibungspflichtigen Rezepten sind die Preise festgeschrieben und es können keine Rabatte oder Zuwendungen angeboten werden. Diese Regelung wurde im Rahmen des Vor-Ort-Apotheken-Stärkung Gesetzes festgelegt. Die Einhaltung der in der Arzneimittelpreisverordnung verankerten Preisspannen ist auch für Versandapotheken bindend. Demnach gilt für gesetzliche Versicherte der gleiche Preis für rezeptpflichtige Arzneimittel, unabhängig davon, ob das Medikament bei einer Vor-Ort-Apotheke oder bei einer EU-Versandapotheke gekauft wird.

Ein anderer Fall sind Privatrezepte, hier sind weiterhin Rabatte auf Arzneimittel möglich, doch nur einzelne Versandapotheken bieten dies an. Bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln ist die Apotheke verpflichtet, das Präparat abzugeben, das am preisgünstigsten ist. Das gilt, wenn der verordnende Arzt die Ersetzung durch ein wirkstoffgleiches Arzneimittel, auch Generikum genannt, auf dem Rezept nicht ausgeschlossen hat. 

In Vor-Ort-Apotheken bestehen trotz der genannten Aspekte auch einige Vorteile gegenüber Online-Apotheken. 

Was ist bei Vor-Ort-Apotheken besonders?

Vor-Ort-Apotheken haben die Pflicht, Patientinnen und Patienten pharmazeutische Beratung zur Verfügung zu stellen. Apotheker und PTAs können in den Vor-Ort Apotheken direkt auf die Symptome und die Wahl des richtigen Arzneimittels eingehen, die Wirkungen und Nebenwirkungen erläutern und die Medikamente mit anderen Mitteln abgleichen. Zudem kann in einem Gespräch geklärt werden, ob ein Arzt hinzugezogen werden sollte oder ob eine Behandlung mit rezeptfreien Medikamenten ausreicht. Viele Apotheken bieten außerdem Gesundheitsberatungen an, messen den Blutdruck oder Blutzucker und verleihen entsprechende Geräte. 

Vor-Ort Apotheken, die durch das rote Apotheken “A” gekennzeichnet sind, sind Mitglieder des Deutschen Apothekerverbands (DAV). Dadurch lassen sich geprüfte und gute Vor-Ort Apotheken leicht erkennen. Im Internet hingegen lassen sich unseriöse Webseiten von Online-Apotheken weniger leicht identifizieren.

Medikamente sind in Vor-Ort-Apotheken, anders als das bei Online Apotheken der Fall ist, meist sofort verfügbar und durch den Notdienst auch rund um die Uhr. Folglich eignen sich Vor-Ort-Apotheken besonders dann, wenn ein sofortiger Medikamentenbedarf vorhanden ist und Personen eine persönliche Beratung vorziehen. 

Online-Apotheken: Qualität im Test

Verschiedene Online-Apotheken wurden von der Stiftung Warentest geprüft und benotet. Dabei fiel auf, dass viele Versandapotheken die nötigen Kriterien nicht ausreichend erfüllen. Sind Sie als Apotheker daran interessiert, Ihr Sortiment auch online anzubieten, sollten Sie zunächst wissen, auf welche Kriterien bei Online-Apotheken besonders Wert gelegt wird. Worauf achtet die Stiftung Warentest? 

  • Fachliche Qualität 
  • Qualität von Service
  • Datenschutz 
  • Mobile Webseite 
  • Versandkosten 

Testsieger der Qualitätskontrolle von Stiftung Warentest aus dem Jahr 2022 ist die Online Apotheke DocMorris.de. Der Anbieter gehört zur Schweizer ZurRose Group und hat ihren Sitz in den Niederlanden. Von dort aus dürfen auch rezeptpflichtige Mittel nach Deutschland geschickt werden. DocMorris erreichte als einziger Anbieter im Test das Gesamturteil „gut“ (Note 2,5). Diese Versandapotheke schneidet in fast allen Testkategorien am besten ab. Vor allem in der Kategorie der fachlichen Qualität überzeugt die Versandapotheke. Der Datenschutz ist jedoch verbesserungsbedürftig und zudem bietet die Onlineapotheke nicht ausreichend Schutz vor Arzneimittel-Risiken. Es wurden elf Online-Apotheken getestet:  DocMorris, Medpex, Sanicare, Shop-Apotheke, Apodiscounter, Aponeo, Eurapon, Mycare, Volksversand, Medikamente-per-klick, Apotal 

Von den getesteten Versandapotheken schneidet nur DocMorris mit dem Gesamturteil „gut“ ab. Fünf bekamen die Note „befriedigend“, drei „ausreichend“ und zwei „mangelhaft“. Das weist darauf hin, dass hinsichtlich der Umsetzung von Versandapotheken noch Potenzial zur Verbesserung besteht. Das größte Problem ist in den meisten Fällen die fachliche Qualität der Versandapotheken. In dieser Kategorie konnte kein Anbieter eine bessere Wertung als „befriedigend“ erreichen. 

Wenn Kunden bereits wissen, welche Medikamente sie brauchen und über die möglichen gesundheitlichen Risiken informiert sind, ist die Versandapotheke eine gute Möglichkeit der Arzneimittelbeschaffung. In vielen Fällen lässt sich Geld sparen und es muss nicht extra die örtliche Apotheke aufgesucht werden. Der persönlichen Beratung kann bei Online-Apotheken jedoch nur schwer nachgegangen werden. Zwar sind sie gesetzlich dazu verpflichtet, eine telefonische Beratung anzubieten. Dies sagt jedoch nichts über die fachliche Kompetenz aus. 

Qualitätskriterium: Seriöse Internetseite

In Deutschland bekommen nur zugelassene Apotheken eine Erlaubnis zum Versandhandel. Seriöse Internetapotheken erkennt man an dem in Europa einheitlichen Sicherheitslogo. Dieses Logo befindet sich auf allen Internetseiten, die im Versandhandelsregister erfasst sind. Dieses Register gibt eine Übersicht über zum Internethandel zugelassene Apotheken. Nur wer hier gelistet ist, darf im Internet Medikamente für den Gebrauch an Menschen anbieten. Für sich allein besitzt das Logo noch keine Aussagekraft. Jedoch kann überprüft werden, ob es sich die besagte Online-Apotheke im Register befindet. Ist der Anbieter im Register enthalten, öffnet sich nach Klicken auf das Logo die Webseite des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte. 

Ein weiterer Indikator für die Seriosität einer Versandapotheke ist die Mitgliedschaft beim Bundesverband Deutscher Versandapotheken (BVDVA). Mitglieder des Verbands haben eine Zulassung mit behördlicher Genehmigung zum Versand von Arzneimitteln im Rahmen der Gesetze der Bundesrepublik Deutschland. Zudem erfüllen sie Qualitäts- und Sicherheitsstandards mit neueren technischen Vertriebs- und Versorgungsformen. Der BVDVA schützt die beruflichen, wirtschaftlichen und politischen Interessen der Versandapotheken und engagiert sich für eine hohe Qualität der pharmazeutischen Versorgung im Arzneimittelversandhandel. Für die Mitglieder des BVDVA steht die bestmögliche pharmazeutische Beratung und Betreuung der Patienten im Fokus.

Das Angebot eines Onlineshops der Apotheke kann zu einem großen wirtschaftlichen Wachstum der Apotheke führen. Die oben genannten Qualitätskriterien sollten bei der Etablierung eines Online-Versandhandels beachtet werden. Wie die Einführung eines Apotheken-Onlineshops zu einem Wirtschaftswachstum führen kann, lässt sich anhand der Luitpold Apotheke aufzeigen.   

Beispiel Online-Apotheke: Luitpold Apotheke

Eine Apotheke, die erfolgreich den Versandhandel etabliert hat, ist die Luitpold Apotheke in Bad Steben. Mit den Onlineshops mediherz-shop.de, medikamente-per-klick.de und preisapo.de zählt sie zu den größten Versandapotheken in Deutschland. Zusätzlich zu den Onlineshops hat die Apotheke drei Filialen, von denen Karlheinz Ilius der Geschäftsführer ist. Die erste Apotheke eröffnete im Jahr 1980, im Jahr 2004 erfolgte der Einstieg in den Online-Versandhandel durch den Webshop medikamente-per-klick.de. Die Nachfrage nach dem Medikamenten-Versandhandel stieg an, weshalb die Apotheke drei Jahre später in größere Räumlichkeiten nach Selbitz umgezogen ist. Im Jahr 2012 kam es dann zur Umstellung auf ein neues Warenwirtschaftssystem mit einer Automatisierungsanlage.

Nach Angaben des Unternehmens werden täglich 17.000 Produkte versendet. Dazu gehören neben rezeptpflichtigen und rezeptfreien Arzneimitteln auch Medizinprodukte, Nahrungsergänzungsmittel, Kosmetika und Produkte für die Tiergesundheit. Laut verschiedenen Tests überzeugt der Onlineshop Medikamente-per-klick besonders durch die günstigen Preise. Im Jahr 2018 machte die Luitpold Apotheke insgesamt 128 Millionen Euro Umsatz. Karlheinz Ilius betont, was besonders wichtig ist, um einen erfolgreichen Online Versandhandel zu betreiben:  „Schnelligkeit ist natürlich ein Thema im Versandhandel. Wir versuchen uns aber vor allem in punkto Beratung und Servicequalität vom Wettbewerb abzugrenzen. Wir sind sehr nah dran am Kunden, vor und nach der Bestellung, sind von Montag bis Samstag erreichbar, beraten und unterstützen.“ Er sei zunächst ein großes finanzielles Risiko eingegangen, da die Marktperspektiven zunächst unsicher waren und die Banken ihm keine Kredite gaben. Der Versandmarkt ist hart umkämpft und von Übernahmen durch große Konzerne gezeichnet, die meist ansässig in den Niederlanden sind, da dort liberale Marktbedingungen gelten und es den Anbietern möglich ist, auch rezeptpflichtige Produkte rabattiert zu verkaufen. Medikamente-per-klick ist eine der größten Online Apotheken, die ihren Sitz noch in Deutschland haben. Trotz dieser Entwicklungen möchte Ilius an seinem Standort in Selbitz bleiben, da er der Überzeugung ist, dass auch Versandhandel aus Deutschland eine Zukunft hat. „Bemühungen auf politischer Ebene machen Hoffnung auf einen künftig faireren Wettbewerb innerhalb der EU. Ich bin auch davon überzeugt, dass die Verbraucher in Zukunft noch mehr Wert darauf legen werden, von einer Versandapotheke versorgt zu werden, die vollumfänglich deutschen Qualitätsstandards unterliegt und dementsprechend regelmäßig kontrolliert wird“, so Ilius. 

Mehr Tipps und Tricks zur Wirtschaftsberatung für Apotheken gibt es unter Betriebswirtschaftliche Beratung für Apotheken (apo-stb.de)

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