Kann man aktiv dazu beitragen, die eigene Apotheke zukunftsfähig zu gestalten? Die Antwortet lautet ganz klar: „ja.” Wir möchten in diesem Blogartikel Maßnahmen beleuchten, die Sie dabei unterstützen sollen, gute Voraussetzungen für Wachstum in Ihrer Apotheke zu schaffen. So soll das Personal zeitlich entlastet werden, damit Freiraum für neue Ideen entsteht und aktuelle Bewegungen am Markt ideal aufgegriffen werden können,  um von ihnen zu profitieren. Worin können Sie sich also gemeinsam mit dem Team profilieren? Welche neuen Geschäftsfelder können Sie für Ihre Apotheke erschließen? Was sind Ihre Stärken? Welche Botschaften möchten Sie Kunden und Ärzten vermitteln? Da gibt es derzeit viele neue Möglichkeiten, die allerdings auch ein bisschen Kraft und Vorbereitung brauchen. Lassen Sie uns beleuchten, wie man die Weichen stellen kann,  um Wachstum zu ermöglichen und zukunftsfähig zu bleiben!

Moderne Personalführung

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gehen heute mit anderen Erwartungen an ihren Arbeitsplatz und ticken anders als früher. Geht man nicht auf diese Bedürfnisse ein, kommt es zu Konflikten zwischen den Generationen oder zu Motivationsverlusten im Team. Immer mehr Apotheken entscheiden sich deshalb für eine moderne Personalführung. Eine kollegiale Arbeitsatmosphäre, Work-Life-Balance fürs Team, Karriere- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie gegenseitige Wertschätzung sind dabei wichtige Ziele. Auch flache Hierarchien, Flexibilität und Familienfreundlichkeit sind relevante Punkte.

Dazu braucht es eine offene Kommunikations- und Feedbackkultur und gemeinsame Erlebnisse. Dabei werden oft gemeinsames Essen oder Ausflüge angeboten, frei nach dem Motto: „jeder kann, keiner muss.“ Erfahrungen zeigen dabei jedoch, dass die Bereitschaft vorhanden ist, wenn zeitliche Kapazitäten vorhanden sind.
Das bestätigt auch Dr. Julia Sachse, Apothekenleiterin der Phönix Apotheke in Mainz: „Das Führen einer Apotheke geht nur mit dem Team zusammen, alle leisten unglaublich viel, wichtig ist aber, dass sie es gerne tun. Sonst wäre es auch nicht möglich gewesen, dass wir uns auf neue Bereiche spezialisiert haben und mittlerweile auch eigene Produkte vermarkten.“

Veränderte Leistungsspektren durch die Pandemie

Die Rolle der Apotheken hat sich in der Pandemie stark gewandelt. Dies hat auch die Digitalisierung des Apothekenmarktes weiter vorangebracht. Die neue Regierung hat es so auch Apotheken ermöglicht, die Dienstleistungen, welche (digital-gestützt) angeboten werden können auszubauen. Gefördert wurde diese Entwicklung zum Beispiel durch das "Gesetz zur Stärkung der Imfprävention gegen COVID-19“. Dies ermöglicht Apotheken ihrer Funktion als Bindeglied im Gesundheitswesen noch stärker nachkommen. Bei Impfangeboten, die neben Corona-Testangeboten bereits zur Routine geworden sind, unterstützen digitale Services wie die digitale Terminbuchung und die Erstellung der digitalen Zertifikate.

Damit Sie in der Apotheke Corona- oder Influenza-Impfungen durchführen können, brauchen Sie eine zertifizierte Fortbildung. Zwölf Fortbildungsstunden müssen zum Erwerb der Qualifikation investiert werden, darunter mindestens vier Stunden Praxis unter ärztlicher Anleitung. Doch nicht nur bei Impfungen Corona betreffend gab es Entwicklungen. Mit dem Masernschutzgesetz gab der ehemalige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) den Apothekern auch in dieser Hinsicht die Option zum Impfen. »Eine Jahrhundertchance und überlebenswichtig«, sagte dazu Stefan Hartmann, Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Apothekenkooperationen (BVDAK).

Als wichtigste Gründe, Impfungen anzubieten, wurden von Apotheken genannt:

  • stärkt das Ansehen der Vor-Ort-Apotheke: 70 Prozent (Inhaber 82 Prozent)
  • hebt die Kompetenz des Apothekenteams hervor: 66 Prozent (Inhaber 91 Prozent)
  • Erweiterung des Leistungsspektrums: 64 Prozent (Inhaber: 73 Prozent)
  • Kundenbindung: 64 Prozent (Inhaber 73 Prozent)
  • Kundengewinnung: 53 Prozent (Inhaber 36 Prozent)
  • niedrigschwelliges Angebot erhöht die Impfquote: 47 Prozent (Inhaber 100 Prozent)
  • hohe Nachfrage: 30 Prozent (Inhaber 9 Prozent)
  • finanzielle Gründe: 19 Prozent (Inhaber 36 Prozent)


Dagegen sprechen aus Sicht derjenigen, die nicht mitmachen wollen:
 

  • fehlendes Personal: 64 Prozent (Inhaber 68 Prozent)
  • keine Räumlichkeiten/Platz: 64 Prozent (Inhaber 75 Prozent)
  • fehlende zeitliche Kapazitäten: 56 Prozent (Inhaber 49 Prozent)
  • möchten keinen Ärger mit den Praxen: 30 Prozent (Inhaber  54 Prozent)
  • nicht geschult: 26 Prozent (Inhaber 16 Prozent)
  • bürokratischer Aufwand: 23 Prozent (Inhaber 39 Prozent)
  • Angst vor Impfreaktionen: 12 Prozent (Inhaber 18 Prozent)


Fünf pharmazeutische Dienstleistungen

Eine noch aktuellere Wachstumsmöglichkeit stellen die fünf pharmazeutischen Dienstleistungen dar, die seit vergangenem Sommer von den Krankenkassen honoriert werden. Während die Beratungsoptionen zur oralen Antitumortherapie oder zur Medikation nach Organtransplantation bislang weniger in Anspruch genommen wurden, punkten die Schulungen zu den Devices, gefolgt von der standardisierten Risikoerfassung bei Bluthochdruck sowie der erweiterten Medikationsberatung bei Polypharmazie. Wie viele Asthma- oder COPD-Patient:innen, Bluthochdruck erkrankte oder Kund:innen, die mehr als fünf Arzneimittel regelmäßig einnehmen, kommen in Ihre Apotheke? Alle drei Indikationen stellen eine große Zielgruppe dar, mit der Sie wachsen können. Die größte Wachstumsmöglichkeit bieten Ihnen dabei weniger die honorierten Dienstleistungen, sondern vielmehr durch die damit verbundenen Zusatzangebote, die Kund:innen binden, Neukund:innen anlocken und auch auf Privatzahlerbasis honoriert werden.

Kooperations Apotheken

Kooperations Apotheken können davon profitieren durch delegieren, Kapazitäten für neue Geschäftsfelder frei zu machen. Dr. Stefan Hartmann, Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Apothekenkooperationen (BVDAK e.V.) meint sich dazu: „Kooperations-Apotheken werden unterstützt, wenn es um neue Herausforderungen und neue Geschäftsfelder geht. Das hat man während der Corona-Pandemie gesehen. Hier haben Kooperationsmitglieder wirtschaftlich besonders erfolgreich abgeschnitten. Das gilt sowohl für das Personalmanagement, die Standortoptimierung oder die digitalen Angebote für die Kunden.“ Als Mitglied einer agilen Apothekenkooperation haben inhabergeführte Apotheken viele Vorteile. Neben der direkten Unterstützung der Kooperation im Tagesgeschäft, gehört vor allem die Vertretung (gesundheits-)politischer Interessen gegenüber der Politik, aber natürlich auch gegenüber den Krankenkassen dazu.

So wurden unter aktiver Begleitung des Verbandes BVDAK die Modellprojekte Grippeimpfen in der Apotheke, liberalisierter Botendienst sowie automatisierte Ausgabestationen für die stationären Apotheken gesetzlich etabliert. „Als starke Stimme von mehr als zehntausend Apotheken werden wir den Berufsstand und dessen Zukunft nach wie vor wesentlich mitgestalten“, so Hartmann. „Es ist wirtschaftlich sinnvoll, auf die Kraft der Kooperation zu setzen und damit gemeinsam Erfolge zu erzielen.“ In einem Markt, der viele Einzel-Apotheken wirtschaftlich bedrohe, sei das Kooperieren überlebenswichtig geworden. So kann die Überlegung entstehen, eine Kooperation zu finden, die zu Ihnen passt.

Botendienste nehmen zu

Fast alle Apotheken (97,4 %) bieten insbesondere immobilen Patienten Botendienste an. Am häufigsten nehmen den Service chronisch Kranke, Kunden mit eingeschränkter Mobilität oder akut Erkrankte in Anspruch. Diese Leistung wird ca. 300.000 mal täglich vom Apothekenpersonal erbracht, während der Corona-Hochphase erhöhte sich diese Zahl sogar auf über 450.000. Die Beratung zum Arzneimittel erfolgt entweder vorab in der Apotheke, telefonisch oder begleitend durch pharmazeutisches Personal bei der Übergabe. Für einen Teil der Botendienste kann seit April 2020 ein Zuschuss bei der gesetzlichen Krankenversicherung abgerechnet werden.

Wachstum durch Nachhaltigkeit

Umweltbewusstsein rückt zunehmend in den Fokus der Bevölkerung. So wird eine nachhaltige Apotheke von vielen Kunden als positiv bewertet. Wesentlich ist, sich bewusst zu sein, dass soziales und ökologisches Handeln als gesellschaftliche Verpflichtung im Interesse nachfolgender Generationen ist. Eine Arztpraxis oder Apotheke, die diese nachhaltigen Aspekte berücksichtigt,

  • fördert die Gesundheit innerhalb der Räumlichkeiten durch schonenden Umgang mit Chemikalien,
  • sorgt für eine verbesserte Identifikation mit Ihrem Unternehmen
  • durch motivierte Mitarbeitende mit geringeren Fehlzeiten,
  • senkt die Betriebskosten,
  • steigert den Unternehmenswert durch mehr Transparenz und
  • vor allem: handelt im Einklang mit der Umwelt und fördert den Klimaschutz.

Sprich: Soziale und ökologische Nachhaltigkeit im Unternehmen bringt viele attraktive Mehrwerte. Zwar kostet die Umstellung, auf lange Sicht lohnt es sich in Bezug auf ressourcenschonende Arbeitsweise, Kundenbindung und Mitarbeitermotivation.

Wichtige Bestandteile eines nachhaltigen Konzepts kann dabei ein nachhaltiges Ressourcen-Management darstellen. Es beinhaltet ökologische Maßnahmen zur Reduzierung und sinnvollen Mehrfach-Nutzung von Sach-Ressourcen. Hierzu gehören Verbrauchsmaterialien (Müll), Wasser und Energie. Durch effizienteren Ressourceneinsatz können Wachstums- und Beschäftigungsimpulse ausgelöst werden, da sich durch die Erschließung von Kostensenkungspotenzialen die finanzielle Performance und die Wettbewerbsfähigkeit der Arztpraxis verbessert.

Besonders wirkungsvoll lässt sich der CO2-Verbrauch auch im Fuhrpark reduzieren. Und nicht nur das: Der Gesetzgeber möchte die Energiewende und fördert daher mit Steuervorteilen für bestimmte Fahrzeuge die Unternehmen. Auch das zweite Corona-Steuerhilfegesetz enthält entsprechende Erleichterungen. Strategischer Kauf und Nutzen von Elektrofahrzeugen, bestimmte Hybrid-Fahrzeuge und Dienstfahrräder (auch E-Bikes) helfen, kostenreduzierend zur klimaneutralen Mobilität beizutragen. Hierbei unterstützen uns auch Steuerberater, da die Gesetzeslage sehr dynamisch ist.

Cannabis Versorgung

Die seit März 2017 erlaubte Verordnung von Medizinalcannabis stellt für viele Patienten eine neue Therapieoption dar. Besonders Schmerz- oder Krebspatienten profitieren. Apotheken können viel zur besseren Versorgung beitragen. Dafür engagiert sich auch der Verband der Cannabis versorgenden Apotheken e.V. – VCA.

Noch ist die Cannabistherapie nicht ausreichend im deutschen Gesundheitssystem etabliert, doch liegt darin ein großes Potential zur Schmerzbewältigung und viele Patienten könnten ihre Lebensqualität steigern. Die Vielfalt der therapeutischen Möglichkeiten entspricht der Vielfalt der Wirkstoffe in den Blüten oder daraus hergestellten Extrakten“. Apotheken geben das Feedback, dass das Herstellen der Rezepturen inklusive Prüfung und Dokumentation zwar aufwändig sei, aber die Kunden für diesen Service sehr dankbar wären. So können viele neue Kunden, insbesondere unter den Schmerz- und MS-Patienten gewonnen werden. Und auch um neue Mitarbeiter zu gewinnen, ist das zusätzliche Kompetenzfeld „Medizinal-Cannabis“ sehr attraktiv, um am Puls der Zeit zu beraten.“

Fazit

Apotheken haben in der Corona-Pandemie eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung gespielt und ihre Funktion als Bindeglied im Gesundheitswesen noch stärker unterstrichen. Um ihre Leistungen weiter ausbauen zu können, ist es wichtig, dass Apotheken zukunftsfähig bleiben und den neuen Herausforderungen gerecht werden. Eine moderne Personalführung, die auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter eingeht und eine offene Kommunikations- und Feedbackkultur fördert, ist dabei ein wichtiger Schritt. Außerdem ist es notwendig, digitale Dienstleistungen auszubauen, um Kunden und Ärzte optimal unterstützen zu können.

Apotheken müssen sich auch auf veränderte Leistungsspektren einstellen, wie z.B. durch das Angebot von Corona- oder Influenza-Impfungen. Hierfür müssen Apotheken zertifiziert werden und entsprechende Fortbildungen absolvieren. Außerdem kann es sinnvoll sein, neue Geschäftsfelder zu erschließen und sich auf eigene Stärken zu fokussieren, um von den neuen Möglichkeiten am Markt zu profitieren.

Es ist also wichtig, dass Apotheken ihre Prozesse und Angebote regelmäßig evaluieren und anpassen, um zukunftsfähig zu bleiben und ihr Potenzial auszuschöpfen. Hierbei ist es wichtig, dass das gesamte Team mit einbezogen wird und gemeinsam neue Ideen entwickelt werden

Steuerberatung für Apotheker