Digitalisierung in der Apothekenbranche ist schon alltäglich. Die digitale Patientenakte und das E-Rezept sind die neuesten Entwicklungen, durch die Apotheken immer mehr zur E-Apotheke werden. So könnte man meinen, dass Onlineapotheken die klassischen Vor-Ort Apotheken ablösen werden. Zwar können Onlineapotheken meist wirtschaftlich einen höheren Umsatz erlangen, jedoch bieten stationäre Apotheken auch einige Vorteile. In diesem Artikel soll es um den Konkurrenzkampf zwischen Onlineapotheken und Vor-Ort Apotheken gehen und diese beiden Apothekenformen sich wirtschaftlich rentieren. 

Der Konkurrenzkampf zwischen Onlineapotheken und stationären Apotheken

Die Apothekendichte in Deutschland sinkt. Mit 22 Apotheken pro 100.000 Einwohnern liegt die Apothekendichte in der Bundesrepublik deutlich unter dem europäischen Durchschnitt, der bei 32 Apotheken pro 100.000 Einwohnern liegt. Jedes Jahr sinkt die Anzahl an Apotheken weiter. Zuletzt stand sie zum Ende des Jahres 2021 bei 18.461. Grund für den Rückgang der Apotheken könnte der Onlineversandhandel sein. Aktuelle Entwicklungen zeigen einen hohen Anstieg an Umsatz im Onlinehandel mit Arzneimitteln. Lösen Onlinealternativen konventionelle Apotheken in Deutschland immer weiter ab? Und kann eine stationäre Apotheke überhaupt noch rentabel sein? 

Eine sehr gute stationäre Apotheke macht im Schnitt etwa 4 bis 6 Millionen Euro Umsatz im Jahr. Der durchschnittliche Umsatz der Apotheken liegt bei 3,1 Millionen Euro jährlich pro Apotheke. Dabei entfallen mehr als 90 Prozent auf die Abgabe von Arzneimitteln und knapp 9 Prozent auf das sogenannte Ergänzungssortiment. Im Gegensatz zu Online Apotheken ist das viel weniger. Apotheken mit Versandhandel machen häufig einen deutlich höheren Umsatz. So beläuft sich der Gesamtumsatz mit Arzneimitteln im Internet auf etwa 1,21 Milliarden Euro (Stand 2020). Diese Entwicklungen lassen sich unter anderem auch auf die Corona Pandemie zurückführen. Die Etablierung eines funktionierenden Arzneimittel-Versandhandels war notwendig, um so viel persönliche Kontakte wie möglich während des Lockdowns zu vermeiden. Die aktuellen Entwicklungen werden sich auch nicht mehr umkehren. Aus diesem Grund muss die gesellschaftliche und politische Debatte ihre Perspektive ändern. Denn der E-Commerce und seine Prozesse werden künftig die Basis sein, von der aus Kunden ihren Einkauf beginnen. Innenstädte und der Einzelhandel brauchen dieses digitale Fundament, um mit den Kunden auch bei ihren stationären Angeboten noch Mehrwerte zu bieten. Diese aktuellen Entwicklungen zusammen mit dem Vergleich der Umsätze einer guten Vor-Ort-Apotheke und denen eines Apothekenversandhandels könnten zu der Annahme führen, dass eine stationäre Apotheke sich überhaupt nicht mehr lohnen würde. 

Wirtschaftswachstum stationäre Apotheke

Doch dass auch stationäre Apotheken ein großes Wirtschaftswachstum erleben können, zeigt die Geschichte eines Apothekers aus Hessen. Dieser übernahm vor einigen Jahren eine kleine Apotheke, die im Jahr einen Umsatz von etwa 400.000 Euro hervorbrachte. Der neue Inhaber konnte innerhalb nur weniger Jahre den Umsatz auf 3,5 Millionen Euro im Jahr erhöhen. Dies erlangte er durch einige strategische Züge, von denen er wirtschaftlich profitierte. Während der Corona-Pandemie war seine Apotheke die Einzige, die Tests und Impfungen anbot. Dadurch wurden Neukunden aus dem Landkreis angelockt, die nicht nur für die Covid-Tests in die Apotheke kamen, sondern auch um dort Medikamente oder Ähnliches zu besorgen. Zudem sah der Apotheker eine Chance im Aspekt der Lieferfähigkeit. Anders als seine Konkurrenz legte er Wert auf eine hohe Lagerhaltung und war somit immer lieferfähig. Während in anderen Apotheken die Mediakamente knapp wurden, konnte er seine Kunden während der ganzen Pandemie mit Arzneimitteln versorgen. Dadurch baute er auch einen neuen Kundenstamm auf, der langfristig gesehen auch für dauerhaft mehr Umsatz sorgt.  

Dies zeigt, dass allein durch wirtschaftlich sinnvolle Schritte ein Wachstum erreicht werden kann. Weitere Tipps und Tricks für Apotheker hinsichtlich des Wachstums ihrer Apotheke gibt es unter Wachstumsberatung für Apotheken (apo-stb.de)

Noch können stationäre Apotheken nicht vollends von Online Apotheken abgelöst werden, da die Vor-Ort-Lage einige Vorteile bietet. 

Vorteile der Vor-Ort Apotheke

Bei Dringlichkeit sind in einer stationäre Apotheke sofort Arzeimittel vorhanden, die adhoc beschafft werden können. Kunden müssen nicht zuerst im Internet bestellen und einige Tage auf ihre Bestellung warten. Besonders wenn die Medikamente dringend benötigt werden, hat die Vor-Ort Apotheke einen großen Vorteil gegenüber dem Versandhandel. Zudem kann in der Vor-Ort Apotheke persönliche Beratung stattfinden. So profitieren die Apotheker von Kundennähe, können besser beraten und individuell auf Symptome eingehen. 

In Vor-Ort Apotheken werden meist auch zusätzliche Serviceleistungen wie zum Beispiel Blutdruck- oder Blutzuckermessungen, Impfberatung oder das Verleihen verschiedener Hilfsmittel angeboten. Im Internet ist ein solches Angebot nicht möglich. Auch haben Apotheken Notdienste, die Kunden im dringenden Notfall unterstützt. Die aufgezählten Aspekte zeigen auf, warum es von Vorteil sein kann, eine stationäre Apotheke zu beinhaben. Jedoch können auch Onlineapotheken einige Vorteile gegenüber der stationären Apotheke haben. 

Vorteile der Onlineapotheke

Weshalb zunächst viele Kunden in der Onlineapotheke einkaufen, ist der Preis. Viele frei verkäufliche Arzneimittel werden im Internet billiger angeboten, da für diese keine Preisbindung besteht. Auch lassen sich im Internet die Preise über diverse Internetportale gut vergleichen. 

Achtung: Medikamente sind im Internet nicht immer billiger.  Für rezeptpflichtige Medikamente zahlt der Kunde in jeder Apotheke den gleichen Preis. Dabei übernimmt die Krankenversicherung die Kosten, der Versicherte zahlt zehn Prozent zu. Pro Packung sind das mindestens fünf, aber höchstens zehn Euro – und nie mehr als der tatsächliche Preis. Auch Versandapotheken dürfen auf verschreibungspflichtige Medikamente keinen Nachlass gewähren – auch nicht, wenn sie in einem anderen EU-Land sitzen. Bei rezeptfreien Medikamenten können Apotheker den Preis selbst festlegen, weshalb sich vor allem hier der Preisunterschied zwischen Vor-Ort Apotheken und dem Internet groß sein kann. 

Was natürlich für die Nutzung der Angebote eines Versandhandels spricht, ist das bequeme Bestellen von zuhause aus. Vor allem für Menschen, die keine stationäre Apotheke in der nächsten Umgebung haben, ist der Onlineversand eine gute Alternative. 

Ein Apotheker, der die Chance des Versandhandels frühzeitig erkannt hat, ist Karlheinz Illius. Er etablierte in der Luitpold Apotheke den Versandhandel und erlebte ein großes wirtschaftliches Wachstum.  

Online Apotheke Beispiel – Luitpold Apotheke

Eine Apotheke, die erfolgreich den Versandhandel etabliert hat, ist die Luitpold Apotheke in Bad Steben. Mit den Onlineshops mediherz-shop.de, medikamente-per-klick.de und preisapo.de zählt sie zu den größten Versandapotheken in Deutschland. Karlheinz Ilius ist der Geschäftsführer der drei stationären Filialen, die zusätzlich zu den Onlineshops bestehen. Die erste Apotheke eröffnete im Jahr 1980, im Jahr 2004 erfolgte der Einstieg in den Online-Versandhandel durch den Webshop medikamente-per-klick.de. Die Nachfrage nach dem Medikamenten-Versandhandel stieg an, weshalb die Apotheke drei Jahre später in größere Räumlichkeiten nach Selbitz umgezogen ist. Im Jahr 2012 kam es dann zur Umstellung auf ein neues Warenwirtschaftssystem mit einer Automatisierungsanlage. Wirtschaftlich wächst die Luitpold Apotheke Jahr für Jahr. Im Jahr 2018 machte die Luitpold Apotheke insgesamt 128 Millionen Euro Umsatz. Karlheinz Ilius betont, was besonders wichtig ist, um einen erfolgreichen Online Versandhandel zu betreiben: „Schnelligkeit ist natürlich ein Thema im Versandhandel. Wir versuchen uns aber vor allem in punkto Beratung und Servicequalität vom Wettbewerb abzugrenzen. Wir sind sehr nah dran am Kunden, vor und nach der Bestellung, sind von Montag bis Samstag erreichbar, beraten und unterstützen.“ Zunächst musste der Geschäftsführer ein großes finanzielles Risiko eingehen, da die Marktperspektiven unsicher waren und er von den Banken keine Kredite bekam. Der Versandmarkt ist hart umkämpft und von Übernahmen durch große Konzerne gezeichnet, die meist ansässig in den Niederlanden sind, da dort liberale Marktbedingungen gelten und es den Anbietern möglich ist, auch rezeptpflichtige Produkte rabattiert zu verkaufen. Medikamente-per-klick ist eine der größten Online Apotheken, die ihren Sitz noch in Deutschland haben. Trotz dieser Entwicklungen möchte Ilius an seinem Standort in Selbitz bleiben, da er der Überzeugung ist, dass auch Versandhandel aus Deutschland eine Zukunft hat. „Bemühungen auf politischer Ebene machen Hoffnung auf einen künftig faireren Wettbewerb innerhalb der EU. Ich bin auch davon überzeugt, dass die Verbraucher in Zukunft noch mehr Wert darauf legen werden, von einer Versandapotheke versorgt zu werden, die vollumfänglich deutschen Qualitätsstandards unterliegt und dementsprechend regelmäßig kontrolliert wird“, so Ilius. Nach Angaben des Unternehmens werden täglich 17.000 Produkte versendet. Dazu gehören neben rezeptpflichtigen und rezeptfreien Arzneimitteln auch Medizinprodukte, Nahrungsergänzungsmittel, Kosmetika und Produkte für die Tiergesundheit. Laut verschiedenen Tests überzeugt der Onlineshop Medikamente-per-klick besonders durch die günstigen Preise. 

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