Der deutsche Apothekenmarkt unterlag in den letzten paar Jahren einigen Entwicklungen. Die Corona-Pandemie stellte die Apotheken vor große Herausforderungen – und beschleunigte einige Entwicklungen. Wie haben sich die Apotheken in den letzten Jahren entwickelt? Was wurde neu eingeführt und wie sieht der deutsche Apothekenmarkt in Zahlen aus? Alle Infos dazu gibt es in diesem Artikel. 

 

Wie haben sich Apotheken in letzter Zeit entwickelt?

Die Ehrenkammerpräsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen, Magdalene Linz, ist selbst Apothekerin und konnte die Entwicklungen der letzten Jahre beobachten. Sie sagt: „Die Nutzung digitaler Kommunikationsmöglichkeiten der Kunden hat erheblich zugenommen. Zu meiner Überraschung wird in meinen Apotheken eine App zum Bestellen von Medikamenten und der Übermittlung von Rezepten wesentlich mehr von älteren chronisch Erkrankten genutzt als von Kunden mit Bürotätigkeit in der Nähe oder Digital Natives – und dies nicht erst seit der Corona-Pandemie. Zuletzt wurden außerdem die Vorbereitungen für die Etablierung des E-Rezeptes getroffen, erste Modellprojekte unter Beteiligung der Apotheken vor Ort sind durchgesetzt worden.“

Auch der Gesundheitswissenschaftler und Arzeimittelexperte Prof. Dr. Gerd Glaeske hat eine ähnliche Meinung. Er sagt: „Es gibt kaum einen Berufszweig in unserem Gesundheitssystem, der bereits so lange positive Erfahrungen mit der Digitalisierung gemacht hat wie die Apotheker. Insofern ist es erstaunlich, dass erst jetzt die Diskussionen über digitale Konzepte, in die auch Patienten eingebunden sind, die Apotheke erreicht haben. Es gab sicherlich eine Reihe von nachvollziehbaren Bedenken, wenn es um das elektronische Rezept, den elektronischen Medika­tionsplan oder die elektronische Patientenakte ging. Und nach wie vor ist keineswegs alles zufriedenstellend geregelt. Dennoch wird die Digitalisierung im Gesundheitswesen nicht aufzuhalten sein, das zeigt die Corona-Pandemie deutlich. Krankenkassen und Apotheker sollten sich im Arzneimittelbereich an die Spitze der Bewegung setzen, sie haben nämlich die Kompetenz dazu.”

Vor allem die Corona-Pandemie hat viele Erneuerungen in den Apotheken erfordert. Linz konnte dabei beobachten, dass es den Apotheken gelungen war, die meisten Herausforderungen zu meistern. „Die Corona-Pandemie bedeutete und bedeutet eine massive Herausforderung für die Apotheken vor Ort bezüglich der Ressourcen, sowohl in personeller als auch logistischer Hinsicht. All diese Heraus­forderungen haben die Apotheken vor Ort gemeistert. Allerdings brach dann durch die massiven Ausgangsbeschränkungen der Umsatz erheblich ein und hat sich auch bis heute in den meisten Apotheken noch nicht wieder komplett erholt.“

 

Anzahl an Apotheken sinkt

Es lässt sich ein Abwärtstrend der Anzahl an Apotheken in Deutschland feststellen. Es gab noch nie so wenige Apotheken wie zurzeit. Die Zahl der Apotheken in Deutschland ist zum Jahresende 2022 um 393 Betriebsstätten gesunken. Das ist eine beachtliche Zahl, denn noch nie zuvor gab es einen so großen jährlichen Verlust an Apotheken. Inzwischen gibt es noch 18.068 Apotheken in Deutschland. Ende 2020 waren es noch 18.753, Ende 2019 sogar noch 19.075. Schon seit mehreren Jahren liegt der Rückgang der Apotheken nun schon bei über 300 pro Jahr. Im Jahr 2021 waren es zum Beispiel 369.

Zum einen ist die Zahl der selbständigen Apothekerinnen und Apotheker zurückgegangen, nämlich um 363 Arbeitende. Zum anderen ist auch erstmals die Zahl der von ihnen betriebenen Filialen gesunken. Ende des Jahres 2022 gab es 30 Apotheken weniger als noch zu Beginn des Jahres. Diese Daten wurden von der ABDA ausgewertet. Die ABDA steht als Abkürzung für die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Die Auswertungen beruhen zudem auf den Meldungen der Landesapothekerkammern in allen 16 Bundesländern. 

Zurzeit liegt die Apothekendichte in Deutschland bei etwa 22 Apotheken pro 100.000 Einwohnern. Das ist weit unter dem europäischen Durchschnitt. Dieser liegt bei 10 Apotheken mehr, bei 32 Apotheken pro 100.000 Einwohnern.

 

 

Weniger Apotheken - Mehr Umsatz pro Apotheke

Der deutsche Apothekenmarkt befindet sich seit einigen Jahren in einer rapiden Umbruchphase. Es lässt sich ein zunehmender Konzentrationsprozess erkennen. Zum einen nimmt die Zahl der Filialapotheken stark zu. Ausschlaggebend dafür war das Inkrafttreten des GKV-Modernisierungsgesetzes im Jahr 2004. Dieses Gesetz besagt, dass eine Hauptapotheke bis zu drei Filialen haben darf. Die Gesamtzahl der öffentlichen Apotheken sinkt kontinuierlich und ist derzeit so niedrig wie noch nie. 

Die eben beschriebene Entwicklung der Apothekenkonzentration lässt sich auch feststellen, indem man den Umsatzwachstum anschaut. Der Umsatz deutscher Apotheken befindet sich seit einigen Jahren im Aufwärtstrend. 2021 belief er sich auf 59,9 Milliarden Euro und der durchschnittliche Umsatz pro Apotheke stieg zuletzt auf den Rekordwert von 3,1 Millionen Euro an. 

Mehr als 90 Prozent des Apothekenumsatzes fallen dabei von der Abgabe von Arzneimitteln an. Die restlichen 10 Prozent sind auf das apothekenübliche Ergänzungssortiment zurückzuführen. Arzneimittel gelten in Deutschland als besonders beratungsbedürftige Waren und sind – von einigen Ausnahmen abgesehen – apothekenpflichtig. Zudem ist in vielen Fällen ein ärztliches Rezept nötig. Mehr als 80 Prozent des Umsatzes aus Abgaben der Arzneimittel fallen aus verschreibungspflichtigen Arzneimitteln an, die ein Arzt verordnet hat.

Der Apothekenversandhandel entwickelt sich zu einem wichtigen Treiber für die Apothekenbranche. Seit 2004 ist es durch die Novellierung der Arzneimittelgesetzes und des Apothekengesetzes möglich, apothekenpflichtige und rezeptpflichtige Medikamente bundesweit zu verschicken. Auch in Zukunft dürfte der Apothekenversandhandel ein starkes Wachstumssegment für den Umsatz von Apotheken bleiben. 

Neben der Abgabe von Arzneimitteln und sonstigen Medizin- und Gesundheitsprodukten gehört es außerdem zu der Hauptaufgabe von Apothekerinnen und Apothekern, die Patientinnen und Patienten zu beraten und über mögliche Neben- und Wechselwirkungen aufzuklären. Die Abgabe- sowie die Beratungsfunktion machen Apotheken somit zu einer zentralen Säule der Gesundheitsversorgung in Deutschland. 

Die Corona-Pandemie war für viele Apotheken ein starker Umsatztreiber. Durch Tests, Zertifikate, Impfen und so weiter konnten viele Apotheken ihren Umsatz um 10% - 30% steigern. Im neuen Jahr wird vieles davon wegfallen, da beispielsweise seit einigen Monaten keine Testpflicht mehr besteht. Wie es dann 2023 weitergehen wird, bleibt abzuwarten. 

 

Der deutsche Apothekenmarkt in Zahlen

  • 18.068 Apotheken 
  • 60 Milliarden Euro Gesamtumsatz in Deutschland 
  • Über 3 Millionen Euro durchschnittlicher Umsatz pro Apotheke 
  • Umsatzanteil auf dem Apothekenmarkt durch rezeptpflichtige Arzneimittel: 83 Prozent 

 

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