Der deutsche Apothekenmarkt ist seit einigen Jahren in einer rapiden Umbruchphase. Im letzten Jahr gab es den größten jährlichen Verlust an Apotheken in der Geschichte Deutschlands. Wie wird sich der Apothekenmarkt in Zukunft weiterentwickeln? In diesem Artikel geht es um die Prognose der Apothekenentwicklung für 2023. 

 

 

Der deutsche Apothekenmarkt

Die Zahl der Apotheken in Deutschland ist zum Jahresende 2022 um 393 Betriebsstätten gesunken. Das ist eine beachtliche Zahl, denn noch nie zuvor gab es einen so großen jährlichen Verlust an Apotheken. Inzwischen gibt es noch 18.068 Apotheken in Deutschland. Ende 2020 waren es noch 18.753, Ende 2019 sogar noch 19.075. Schon seit mehreren Jahren liegt der Rückgang der Apotheken nun schon bei über 300 pro Jahr. 

Zum einen ist die Zahl der selbständigen Apothekerinnen und Apotheker zurückgegangen, nämlich um 363 Arbeitende. Zum anderen ist auch erstmals die Zahl der von ihnen betriebenen Filialen gesunken. Ende des Jahres 2022 gab es 30 Apotheken weniger als noch zu Beginn des Jahres. Diese Daten wurden von der ABDA ausgewertet. Die ABDA steht als Abkürzung für die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Die Auswertungen beruhen zudem auf den Meldungen der Landesapothekerkammern in allen 16 Bundesländern. 

Zurzeit liegt die Apothekendichte in Deutschland bei etwa 22 Apotheken pro 100.000 Einwohnern. Das ist weit unter dem europäischen Durchschnitt. Dieser liegt bei 10 Apotheken mehr, bei 32 Apotheken pro 100.000 Einwohnern. 

Der deutsche Apothekenmarkt befindet sich seit einigen Jahren in einer rapiden Umbruchphase. Es lässt sich ein zunehmender Konzentrationsprozess erkennen. Zum einen nimmt die Zahl der Filialapotheken stark zu. Ausschlaggebend dafür war das Inkrafttreten des GKV-Modernisierungsgesetzes im Jahr 2004. Dieses Gesetz besagt, dass eine Hauptapotheke bis zu drei Filialen haben darf. Die Gesamtzahl der öffentlichen Apotheken sinkt kontinuierlich und ist derzeit so niedrig wie noch nie. 

Die eben beschriebene Entwicklung der Apothekenkonzentration lässt sich auch feststellen, indem man den Umsatzwachstum anschaut. Im Jahr 2021 zum Beispiel setzten Apotheken bundesweit rund 59,9 Milliarden Euro um. Der Umsatz pro Apotheke jedoch stieg im selben Jahr auf durchschnittlich 3,08 Millionen Euro.

Der Apothekenversandhandel entwickelt sich zu einem wichtigen Treiber für die Apothekenbranche. Seit 2004 ist es durch die Novellierung der Arzneimittelgesetzes und des Apothekengesetzes möglich, apothekenpflichtige und rezeptpflichtige Medikamente bundesweit zu verschicken. Auch in Zukunft dürfte der Apothekenversandhandel ein starkes Wachstumssegment für den Umsatz von Apotheken bleiben. 

 

 

Wie kommt der Umsatz zustande?

Mehr als 90 Prozent des Apothekenumsatzes kommt von der Abgabe von Arzneimitteln. Die restlichen 10 Prozent sind auf das apothekenübliche Ergänzungssortiment zurückzuführen. Außerdem resultieren mehr als 80 Prozent des Umsatzes aus verschreibungspflichtigen Arzneimitteln, die ein Arzt verordnet hat. 

Neben der Abgabe von Arzneimitteln und sonstigen Medizin- und Gesundheitsprodukten gehört es außerdem zu der Hauptaufgabe von Apothekerinnen und Apothekern, die Patientinnen und Patienten zu beraten, und über mögliche Neben- und Wechselwirkungen aufzuklären. Die Abgabe- sowie die Beratungsfunktion machen Apotheken somit zu einer zentralen Säule der Gesundheitsversorgung in Deutschland. 

 

Apothekenentwicklung 2023 - Ursachen

Die ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening erklärt, warum so viele Apotheken schließen müssen: „Viele Inhaberinnen und Inhaber geben auf, weil sie nicht genug qualifiziertes Personal oder keine Nachfolge zur Übernahme ihrer Apotheke finden. Die Basis der Arzneimittelversorgung in Deutschland wird somit langsam unterspült.“

Zudem betont sie die Schwere der Situation: „Wenn so viele selbständige Apothekerinnen und Apotheker ihre Apotheke aufgeben müssen, ist das schon schlimm. Wenn jetzt aber auch erst vor wenigen Jahren eröffnete Filialapotheken schließen müssen, zeigt das, wie eng die wirtschaftliche Situation ist.“

Für Patientinnen und Patienten ist der flächendeckende Verlust an Apotheken schmerzlich, da für diese der Weg zur nächsten Apotheke nun länger wird. 

 

Wie kann man nun dieser Apothekenentwicklung entgegensteuern? 

Overwiening hat Vorschläge, die politisch und gesellschaftlich durchgesetzt werden sollten, um auch in Zukunft die Arzneimittelversorgung zu gewährleisten. Sie macht die neuesten Veränderungen für Apotheken – dazu zählen die Absenkung des Honorars und die Erhöhung des Kassenabschlags - dafür verantwortlich, dass immer weniger junge Leute in der Arzneibranche tätig werden wollen. „Gerade junge Apothekerinnen und Apotheker müssen von der Gesellschaft das Signal bekommen, dass sie überall im Land gebraucht und als kompetente Arzneimittelexperten geschätzt werden.“

Die ABDA-Präsidentin sagt: „Um die Arzneimittelversorgung in Zukunft flächendeckend zu sichern, müssen Politik und Gesellschaft gegensteuern. Für die Apotheken brauchen wir mehr Nachwuchs, also junge Menschen, die dort gerne arbeiten wollen und später auch bereit sind, eine Apotheke zu leiten und zu übernehmen. Die Politik muss unbedingt verlässliche Rahmenbedingungen für den Apothekenbetrieb schaffen und den Abbau bürokratischer Lasten vorantreiben. Die Erhöhung des Kassenabschlags und die damit einhergehende Absenkung des Apothekenhonorars für zwei Jahre bewirkt leider genau das Gegenteil. Apotheken brauchen Wertschätzung und stabilisierende Perspektiven, keine Zwangsmaßnahmen.“

 

Apothekenentwicklung 2023 - Was kann erwartet werden?

Zu Beginn des Jahres 2023 wurden in den Apotheken einige neue digitale Prozesse eingeführt, wie zum Beispiel das E-Rezept oder der elektronische Kostenvoranschlag. Die Digitalisierung in der Apothekenbranche wird effizient vorangetrieben. Im Jahr 2024 soll eine weitere Neuerung kommen: Die Pflicht für die elektronische Patientenakte. Vorteile der Umstellung auf digitale Prozesse ist, dass verschiedene Befunde zentral gespeichert werden können und die Gesundheitsbereiche sich so austauschen können. 

Durch die digitalen Informationsmöglichkeiten werden auch pharmazeutische Dienstleistungen und die enge Zusammenarbeit mit behandelnden Ärzten und Ärztinnen für die Apotheken deutlich wichtiger werden. Zukünftig wird es auch von Vorteil sein, digitale Services mit persönlichen Dienstleistungen zu verknüpfen und eine gute Mischung aus digitalen und persönlichen Angeboten zu entwickeln. Oberstes Ziel für Apotheken sollte es sein, sich auf die individuellen Bedürfnisse des einzelnen Kunden auszurichten. Angesichts des zunehmenden Rückzuges von Gesundheitseinrichtungen kommt auf die Apotheken vor Ort die Rolle des „vorgeschobenen Postens des Gesundheitswesens“ und Rundum-Versorgers zu. 

 

 

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