Vor dem Kauf einer Apotheke lohnt es sich, einen Blick auf die Mitarbeiterstatistik zu werfen. So können Sie lernen, die Kosten pro Mitarbeiter besser einzuschätzen und die Effizienz der Mitarbeiter zu beurteilen. Eine nicht zufriedenstellende Mitarbeiterstatistik kann dazu führen, dass Sie einen Strukturwechsel in Ihrer neuen Apotheke in Betracht ziehen. Hierfür finden Sie in diesem Artikel alles über die Rekrutierung von Apothekenpersonal. Neben der Ermittlung der Gesamtpersonalkosten oder den Personalkosten pro Packungseinheit behandelt dieser Artikel auch die Regelungen zur Mitarbeiterübernahme bei einem Apothekenkauf sowie Strategien zur Personalbeschaffung. 

 

Mitarbeiterstatistik

Im Rahmen eines Apothekenkaufs ist es wichtig, einen Überblick über die Mitarbeiterstatistik zu haben. Dadurch lässt sich beispielsweise herausfinden, wie viel ein Mitarbeiter pro Jahr kostet. Diese Berechnung setzt sich aus dem Bruttogehalt mal der Anzahl der gezahlten Gehälter zuzüglich der Arbeitgeberanteile zur Sozialversicherung zusammen. Zusätzlich müssen weitere Beiträge beachtet werden, zum Beispiel die Beiträge zur Berufsgenossenschaft, die Umlagen der Krankenkassen, die arbeitsmedizinische Betreuung oder die verpflichtenden Arbeitsmittel wie Arbeitskittel oder Ähnliches. Der Pflichtanteil macht bereits etwa 25% des Bruttogehalts des Arbeitgebers aus. Die Gesamtkosten eines Mitarbeiters pro Monat lassen sich demnach berechnen, indem man das Bruttogehalt mit dem Faktor 1,25 multipliziert. 

Die Gesamtkosten pro Jahr pro Mitarbeiter bei 13 Monatsgehältern sind folglich das Bruttogehalt mit dem Faktor 16 multipliziert. Bei nur 12 Monatsgehältern beläuft sich der zu multiplizierende Faktor auf rund 15.

Mithilfe dieser zwei Faustregeln lassen sich grob die Personalgesamtkosten errechnen. Beim Kauf einer Apotheke ist dies wichtig, um die anstehenden Kosten kalkulieren zu können. Des Weiteren lässt sich auch die Effizienz des Personals in Zahlen ausdrücken. Diese Werte könnten für zukünftige Käufer von Bedeutung sein, wenn sie einen Strukturwechsel in der Apotheke anstreben. 

Die bekannteste Zahl, um die Personaleffizienz auszudrücken, ist der Gesamtpersonalkostensatz in Umsatzprozenten. Die Durchschnittsapotheke hat etwa einen Gesamtpersonalkostensatz von 10% bis 12%. Eine günstig arbeitende Apotheke kommt auf 8% oder auch noch weniger. Ein besonders hoher Kostensatz ist 14% und höher. Eine Kennzahl, die weniger verbreitet ist, aber die Personaleffizienz noch besser ausdrückt, ist der Anteil der Gesamtpersonalkosten am Rohertrag. Der durchschnittliche Wert hierfür beläuft sich auf 40% bis 45%. Besonders gut ist ein Wert von 35% oder niedriger. Das drückt aus, dass die Apotheke besonders günstig wirtschaftet. Werte über 50% indizieren, dass mehr als die Hälfte des Rohgewinns auf das Personal entfällt. Das ist ein bedenklich hoher Wert. Tritt dieser in den Statistiken Ihrer zukünftigen Apotheke auf, sollte über einen Strukturwechsel nachgedacht werden. 

Eine weitere Kennzahl, die noch aussagekräftiger ist, sind die Personalkosten pro Packungseinheit. Das errechnet sich durch die Division der Gesamtpersonalkosten mit der Packungsanzahl. Die Personalkosten je Packung sind ein guter Gradmesser für das rationale Handling der Ware. 

Es gibt noch viele weitere Kennzahlen, mit denen die Wirtschaftlichkeit einer Apotheke ausgedrückt werden kann. In unserem Artikel zu Controlling in der Apotheke erfahren Sie noch mehr zu dem Thema! 

Mitarbeiter der Apotheke übernehmen

Wenn Sie eine Apotheke übernehmen, müssen Sie das sogenannte AVRAG beachten. Das ist das Arbeitsvertragsrechts-Anpassungsgesetz, das für die Arbeitnehmer bei Betriebsübergängen greift. Es beinhaltet die Regelung, dass Arbeitnehmer nicht wegen des Betriebsübergangs gekündigt werden dürfen. Es gilt mindestens für die nächsten zwölf Monate nach Betriebsübergang und soll dem Schutz der Arbeitnehmer dienen. Was ebenfalls unzulässig ist und unter das AVRAG fällt, ist das Aussprechen von Kündigungen vor der Übergabe der Apotheke, wenn dies im Zuge des Betriebsübergangs durch den alten Arbeitgeber geschieht. 

Wenn Sie nun eine Apotheke mit den bereits angestellten Mitarbeitern kaufen, stellt sich Ihnen wahrscheinlich die Frage, was mit den offenen und anstehenden Jubiläumsgeldern und offenen Urlaubsansprüchen passiert und ob Sie dafür aufkommen müssen. Eine Variante ist, dass offene Urlaube der Mitarbeiter noch abgebaut werden, solange der ursprüngliche Besitzer die Apotheke leitet. Ob dies sinnvoll ist, hängt davon ab, wie die aktuelle Mitarbeiterbesetzung ist. Die Entscheidung erfolgt demnach individuell. Eine weitere Variante ist, dass die offenen Urlaubsansprüche und Jubiläumsgelder quantifiziert und vom Kaufpreis abgezogen werden. Im Normalfall geschieht das im Zuge der Vertragsverhandlungen. 

Rekrutierung von neuen Mitarbeitern

Mit einem Besitzerwechsel bei Apotheken kommt es meist auch zur Änderung der Strategien und der grundlegenden Prozesse im Betrieb. Die Apotheke folgt unter Umständen einer neuen Philosophie, die die Rekrutierung neuer Mitarbeiter voraussetzt. Sollten Sie sich nach einer ausführlichen Betrachtung der Mitarbeiterstatistik dafür entscheiden, eine Umstrukturierung in der Apotheke durchzuführen, müssen Sie wissen, wie neue Mitarbeiter rekrutiert werden können. Das ist häufig eine nicht allzu einfache Aufgabe, denn seit Jahren ist das Apothekenpersonal knapp und viele Apotheken sind auf der Suche nach geeigneten Mitarbeitern. Das Rekrutieren von Apothekenpersonal ist auch deshalb ein schwieriges Unterfangen, weil die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände und die Kammern auf öffentlichkeitswirksame Nachwuchswerbung verzichten und auch die Stellenangebote der Apotheker intern bleiben. Offene Stellenanzeigen laufen oftmals über die interne Arbeitsvermittlung der Apothekerverbände und Kammern. Häufig bleibt jedoch der Erfolg aus und es lässt sich kein passendes Personal finden. 

Um neue Mitarbeiter für Ihre Apotheke zu finden, haben Sie verschiedene Möglichkeiten, wo Sie ihre Stellenanzeige schalten können: 

  • Website 
  • Blog 
  • Newsletter
  • Jobportale 
  • Branchenspezifische Plattformen
  • Soziale Netzwerke 

Letzteres scheint in der heutigen Zeit eines der effektivsten Mittel zu sein. Die Strukturen auf dem Arbeitsmarkt haben sich stark verändert und klassische Stellenausschreibungen haben stark an Bedeutung verloren. Zudem werden auch die initiativ zugesandten Bewerbungen immer weniger. 

Im Jahr 2021 arbeiteten rund 160.000 Menschen in öffentlichen Apotheken. Davon sind etwa ein Drittel approbierte Apothekerinnen und Apotheker und zwei Drittel sind pharmazeutisch-technische Assistentinnen und Assistenten (PTA) oder pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte (PKA). Von Jahr zu Jahr nimmt die Zahl jedoch leicht ab und es werden mehr Mitarbeiter für Apotheken gesucht als es gibt. Deshalb entsteht zwischen den Apotheken ein Konkurrenzkampf um die Beschaffung des Personals. Eine gute Rekrutierungsstrategie ist deshalb essenziell. 

Die Rekrutierung über soziale Netzwerke bietet einige Vorteile. Dort können bezahlte Anzeigen geschaltet werden, die den potenziellen Mitarbeitern eingespielt werden, wenn diese Zeit auf Facebook, Instagram und Co. verbringen. Dadurch steht Ihre Stellenanzeige im Gegensatz zu Jobportalen nicht im direkten Vergleich mit anderen Angeboten. Zudem kann eine Stellenanzeige in den sozialen Medien kreativ gestaltet werden und es ist meist einfacher, eine bestimmte Zielgruppe zu erreichen. Was wichtig für eine erfolgreiche Mitarbeiterrekrutierung über soziale Netzwerke ist, ist Kreativität und Einzigartigkeit. Dadurch werden potenzielle zukünftige Mitarbeiter auf Ihr Jobangebot aufmerksam und Sie können das Personal Ihrer Apotheke nach Ihren Vorstellungen und Philosophien anpassen. Dann sollte dem Kauf Ihrer Apotheke nichts mehr im Weg stehen! 

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