Branchenvergleich: Apothekenarten

In Deutschland gibt es mehrere verschiedene Arten von Apotheken, dazu gehören unter anderem die klassische Einzelapotheke, die Filiale, die Kette oder gar die Online-Apotheke. Nach einer Studie der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e.V. (ABDA) gab es im Jahre 2018 19.268 öffentliche Apotheken, darunter 14.882 Haupt-/Einzelapotheken und 4.541 Filialapotheken. Im Vergleich zum Vorjahr sank also die Gesamtanzahl an Apotheken um mehr als 300. Doch worin besteht nun der Unterschied dieser Apothekentypen und unter welcher Voraussetzung kann die ein oder andere gegründet werden? Wir haben Ihnen alles Wichtige in diesem Artikel zusammengefasst.

Die Einzelapotheke

Einzelapotheken sind diejenigen Apotheken, die lediglich eine Betriebsstätte haben. Also weder durch eine weitere Filiale noch durch einen Versandhandel ergänzt werden. Diese Form der Apotheke findet sich vermehrt in ländlichen Regionen sowie in Peripherie-Gebieten der Großstädte.

Filialapotheken – Wie viele Filialen sollen es denn sein?

Seit 2004 dürfen Apothekeninhaber in Deutschland neben ihrer Einzelapotheke (künftige Hauptapotheke) auch bis zu maximal drei weitere öffentliche Apotheken betreiben. Voraussetzung hierfür sind zum einen, dass der Apotheker bereits die Betriebserlaubnis einer Einzelapotheke besitzt. Zum anderem, dass sich die zu eröffnende Filiale entweder im selben oder in einem benachbarten Kreis der Hauptapotheke befinden muss. Zudem muss sie sowohl in materieller als auch in personeller Hinsicht voll ausgestattet sein. Und jede Filialapotheke muss durch einen weiteren approbierten Apotheker geleitet werden.

Sonderfall Apothekenketten

Apothekenketten sind im Unterschied zu anderen europäischen Ländern in Deutschland nach wie vor nicht erlaubt. Lediglich der Betrieb von sog. „Mini-Ketten’ mit bis zu 4 Filialen ist Apothekern gestattet (entspricht dann dem Filialapothekenprinzip). Apotheken-Kooperationen wie bspw. DocMorris treten zwar in der Öffentlichkeit meist wie Ketten auf, sind jedoch in Wahrheit restlich selbstständige Einzelbetriebe die das Logo gegen eine Lizenzgebühr verwenden dürfen. 

Die Online-Apotheke

Mit dem Fortschreiten der Digitalisierung wurden viele Bereiche des öffentlichen Lebens zunehmend technologisiert. Auch was die Apothekenbranche betrifft, hat sich in den letzten Jahren Einiges getan, so in etwa die Etablierung diverser Online- und Versandapotheken. Hierbei handelt es sich um Apotheken, die im Gegensatz zur herkömmlichen Apotheke keine öffentliche Geschäftsstelle haben. Kunden bestellen die jeweilige Arznei über das Internet und reichen gegebenenfalls entsprechende Rezepte online ein. Voraussetzung, um solch eine Online-Apotheke zu gründen, ist zunächst einmal, dass der Apotheker bereits eine herkömmliche Vor-Ort Apotheke (ganz gleich ob Einzel- oder Filialapotheke) besitzt.

Große Player in Deutschland

Die deutsche Pharmaindustrie wird von wenigen großen Unternehmen beherrscht. Dazu gehört unter anderem zum einen das Stuttgarter Pharmaunternehmen Celesio (Aktiengesellschaft), von dem heute rund 76% dem amerikanischen Pharmakonzern McKesson Corporation gehört.  Die Celesio AG wurde im Zuge dessen 2017 offiziell zur McKesson Europe AG umbenannt. Tochter der Celesio AG ist der GEHE Großhandel, der wiederum in direktem Kontakt zu den deutschen Apothekern steht. Zum anderen gehört auch die Bayer AG zu einem der größten Unternehmen der deutschen Pharmaindustrie. Auch die Online-/ Versandapotheke Shop-Apotheke ist mit über 100 Apothekern sowie pharmazeutischen Mitarbeitern und fast 3 Millionen Kunden mittlerweile einer der größten Player Deutschlands. 

Blick über den Tellerrand: Wie ist der Apothekenmarkt im Ausland?

Im Schnitt gibt es in der EU 31 Apotheken pro 100.000 Einwohner. Deutschland kommt im Vergleich hierzu auf 23 Stück pro 100.000 Einwohner – das entspricht eine Gesamtanzahl von 19.423 Apotheken. Das Vereinte Königreich hat mit 21/ 100.000 Einwohner lediglich auf 14.000, Frankreich mit 32/ 100.000 Einwohner (liegt also über dem EU Durchschnitt) besitzt rund 22.400 Apotheken und die Niederlande mit 12/ 100.000 Einwohner 1.994 Apotheken. (Stand Ende 2018)

Apotheken in Frankreich

Frankreich, das als Spitzenreiter das apothekenreichste Land der EU ist, versorgt mit seinen über 22.000 Apotheken in etwa 66 Millionen Einwohner. Und das obwohl es sich in Frankreich äußert schwierig gestaltet, eine Apotheke zu eröffnen, denn für die Eröffnung einer Apotheke gibt es in Frankreich strikte Bedarfsplanungen. Die Regionen sind in verschiedene Planungsbezirke unterteilt, je Bezirk müssen mind. 2.500 Bürger versorgt werden. Möchte ein Apotheker im selben Bezirk eine weitere Apotheke eröffnen, so müssen mind. Weitere 4.500 Menschen dort leben und somit potentielle Kunden darstellen.  Die Folge diese strikten Niederlassungsbestimmungen sind die nahezu konstant anhaltende Anzahl an Apotheken. Im Vergleich zu Deutschland darf ein Apotheker grundsätzlich nur eine Apotheke besitzen. Will er eine zweite/ dritte eröffnen, so geht das nur über die Gründung komplexer Gesellschaften und die Beteiligung von mind. einem weiteren approbierten Apotheker.

Apotheken in den Niederlanden

Die Niederlande besitzt im Vergleich zu Frankreich und Deutschland ein weitgehend dereguliertes  Apothekenwesen. Freiverkäufliche, also nicht-rezeptpflichtige Arzneimittel können in den Niederlanden wie auch in den USA auch in Drugstores oder Supermärkten gekauft werden. Heute werden mehr als 80% dieser Art von Medikamenten abseits der Apotheke verkauft. Das hat zur Folge, das eine Einzelapotheke ohne Zugehörigkeit zu einer Kette oder einem Franchise kaum Chancen hat, am Markt zu bestehen. Dies liegt daran, dass Ketten meist zu besseren Konditionen Einkäufe tätigen können, ein größeres Lager zur Verfügung haben etc.

Die wohl größte Versandapotheke Europas ist die niederländische DocMorris Online-Apotheke, die trotz ihres Hauptsitzes in den Niederlanden hauptsächlich Kunden am deutschen Markt versorgt.

Apotheken in Großbritannien

Auch Großbritannien besitzt einen deregulierten Apothekenmarkt. Hier gab es bspw. nie ein Fremd- oder Mehrbesitzverbot, weshalb kaum Liberalisierungen nötig waren. In Großbritannien dürfen außerdem  Pharmaunternehmen Apotheken eröffnen, so entstand auch die heute größte britische Apothekenkette Boots.

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